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Meine Worte vor dem Wings for Life Run (Comeback Motivationsrede)

Treppe in einem Waldweg als Symbol für das Erklimmen von Zielen

Bald werden wir antreten, rund um den Globus, zur selben Zeit. Der Wings for Life Run ist nicht nur ein Sponsorenlauf, sondern für ganz viele auch ein Lauf mit dem eigenen Schicksal. Ein Tag an dem man zu spüren bekommt, dass man nicht alleine ist. All die Kämpfer rund um die Welt setzen die Energie gleichzeitig frei, ein wundervoller Gedanke.

Ich habe keine Querschnittlähmung, Dennoch fühle ich mich angesprochen. Denn die Cerebral Parese gilt auch als unheilbar.

Unheilbar, was für ein zerstörerischer Begriff. Er eliminiert in vielen Köpfen jegliche Hoffnung, frei nach dem Motto sei still und schluck es. Aber wie wärs, wenn wir das Unheilbar als Herausforderung annehmen. Unheilbar ist etwas solange, bis jemand das Gegenteil beweisst.

Und genau darum, und nur darum, gebe ich mein Comeback! Mein Ziel ist die Behinderung zu eliminieren, und ich stehe dazu! Und ich stelle mich auf einen langen, zermürbenden Kampf ein. Und ich brenne für diesen Abnützungskampf. Noch habe ich keine nennenswerte Fortschritte zu verzeichnen, aber dass ich gewisse Muskeln besser kontrollieren kann, macht Hoffnung. Und auch wenn das klitze kleine Schritte sind, es ist der Grund warum wir das tun. Um diese kleinen Fortschritte kämpfen wir jeden einzelnen Tag! Denn wir wissen, wenn wir die Fortschrittchen zusammenzählen, gibt das am Ende den grossen Schritt, der uns wirklich weiter bringt!

Und dabei geht es nicht nur um nicht laufen können. Es gibt ganz verschiedene Arten von Schicksalsschlägen und ja, man fühlt sich damit manchmal allein auf weiter Flur. Doch schaut euch mal um, im Internet, in Selbsthilfegruppen, usw. und ihr werdet Leute finden, die auch das Schicksal anpacken. Der 5. Mai ist ein Tag wo wir alle für einander laufen oder rollen können und genau das verleiht am Ende Flügel!

PS: Falls ihr euch durch diesen Blog angesprochen fühlt, schreibt doch bitte ein Kommentar, Danke!

Hab ich jetzt aufgegeben?

Leute die mich kennen werden etwas blöd schauen. denn ich sitze im Rollstuhl, oder schiebe ihn vor mir her. Für Leute die mich vom Sport kennen wird das ein Schocker sein. Raphael, der unnachgiebige Kämpfer hat aufgegeben?

Rollstuhl im Büro

Erst mal zur Beruhigung. Der Rollstuhl ist nur geliehen, und dient als Backup. Doch wie kam es so weit? Im vergangenen Monat hatte ich drei mal ganz komische Kniebeschwerden. Sie kamen wie angeworfen und gingen nach unterschiedlicher Zeit wieder in kürzester Zeit weg. Während den Beschwerden war ich teilweise nicht in der Lage, das Knie zu belasten. Ich machte keine falschen Bewegungen, Ich hätte mir vorstellen können, dass es eine alte Sportverletzung ist, die mich einholt. Doch der Arzt konnte nichts so eindeutiges feststellen, und stellte mir erst mal ein Physio Rezept aus.

Da ich mobil bleiben muss, liess ich mir auch ein Rezept für einen Rollstuhl aussteilen. Zugegebenermassen nicht garade das drehfreudigste Teil, aber als Notnagel tut er es.

Morgen bin ich im Folterkeller (Physio) angemeldet. Das etwas spezielle dabei ist, die Beschwerden tauchen immer dann auf, wenn ich vorher besser gelaufen bin. Und das löst einen Kampf in meinem Kopf zwischen der „Vernunft Stimme“ und dem Sportlerherz.

Ich gebe Euch heute mal einen Exklusiven Einblick was die so miteinander quatschen 😉

Sportlerherz: „Endlich hast du es kappiert, morgen bist du in der SportClinic Phyio in Zürich. Endlich wieder mal im Stadion Letzigrund. Ich sagte schon immer, du gibst noch mal das Comeback.

Vernunft: „Sonst gehts dir noch gut, oder? Das Knie wird niemehr ein Comeback ertragen, das ist durch. Du kannst froh sein, wenn die Beschwerden weggehen.“

Sportlerherz: „Und warum meldet sich das knie dann immer nach dem du gut gelaufen bist. Die beschwerden können auch gerade so gut durch Fortschritte ausgelöst sein, vielleicht stehst du kurz vor einem grossen Schritt!!!“

Vernunft: „Ach halt die Fresse, Raphael hat jahre um jeden kleinsten Fortschritt gekämpft, weshalb sollte es ihm jetzt gelingen“

Sportlerherz: „Und was war mit dem Bahnhofsprint gestern, als Raphael den Rollstuhl die Rampe in Cham hochgeschoben hat. Ein 50m Sprint vom feinsten und das mit gewicht.

Bemerkung: den Zug hab ich daruch tatsächlich noch erwischt 😉

Vernunft: „Vom feinsten war der nicht, da fehlt noch viel, aber ich gebe zu, Raphael war da selbst erschrocken.

Sportlerherz: „Und was ist mit der Schuhabnützung, die ist doch bei den Schuhen anders.“

Vernunft: „Die Schuhe sind noch zu neu um das zu beurteilen, aber ja, da ist was.“

Vernunft nach einer Pause: „Ich glaub einfach nicht mehr dran, ich will nicht dran glauben. Erzähle mir mal, wie Raphael Vefko und Training unter einen Hut bringen soll, das geht nicht!“

Sportlerherz: „Genau dieser Pessimismus kotzt mich an an dir! Wo wäre Raphael heute, wenn ihr immer nach deiner Devise gegangen wäre? Er wäre wohl in der Krebszeit gestorben!“

Verstand: „Raphael hat doch selbst schon sein Ziel normal zu laufen aufgegeben“

Sportlerherz: Ja, aber nur weil er mich beharrlich ignoriert! Aber wenn er glaubt, ich werde leiser, dann schneidet er sich! Ich glaube an ihn und seine Mission, und die ist erst zu Ende wenn Raphael tot, oder die Behinderung geschlagen ist. So eine Mission hat keine Altersgrenze.

So Leute, wir lassen die beiden nach der Physio morgen weiterdiskutieren.

Das Gespräch

Zwei Leute reden an einem Bahnhof

Vor einigen Monaten sprach mich auf dem Bahnhof Chur eine Frau an, ob ich hilfe brauche. Nichts aussergewöhnliches, wenn ich mit Sack und Pack unterwegs bin. Doch diesmal war es anders. Ich merkte schnell, dass die Frau eigentlich selbst auf der Suche nach Hilfe ist. Ich vermutete eine Drogen Geschichte.

An dieser Stelle hätte die Story auch schon vorbei sein können. denn ich hätte einfach dankend Ablehnen können und weiter gehen. Doch ich hatte noch etwas Zeit und so liess ich mich auf das Gespräch ein. Ich lang richtig mit meiner Annahme und sie erzählte mir aus ihrer Vergangenheit. Die Frau war wirklich tief im Schlamassel. Ich spührte allerdings auch, dasss da noch ein kleines Zartes Keimchen Hoffnung ist und bettete dieses Keimchen in einen neuen Topf und goss es ein wenig. Kurz um ich holte meine Motivationsskills raus. Ich sah wie gut das Gespräch der Frau tut, und entschied mich für einen Zug später. Wir sprachen auch darüber, dass vielleicht Vefko für sie was wäre, wenn sie mal ein bisschen aus dem tiefsten Sumpf raus ist. Zum Schluss gab ich ihr meine Visitenkarte und sagte ihr, sie solle sich melden.

Ich kam eine halbe Stunde später an meinen Bestimmungsort, und ging eigentlich nicht davon aus, von der Frau je mal wieder was zu hören.

Gestern Stand ich an einer Busshaltestelle da Rannte eine Frau über die Strasse und rief „Raphi, da ist Raphi!“ Erst dachte ich an einen Fan aus der Sportzeit. Doch es war diese Frau. Sie sagte mir, dass sie die letzten Monate immer wieder an mich dachte und wie sehr das Gespräch ihr Leben verändert hat. Sie sah tatsächlich besser aus, auch wenn die Drogengeschichte wohl noch aktuell war.

Ich, der sonst so Wortgewandte, wusste gar nicht recht was ich sagen soll. Erst im nachhinein wurde mir klar, wie krass die Leistung dieser Frau ist. Deswegen hole ich die Verpassten worte hier noch mals nach:

Ich habe nicht dein Leben verändert, das warst du selbst! Du siehst also, du hast die Kraft dazu, Du kannst das Leben rumreissen. Mach weiter so. und lass von dir Hören

Und nun an alle: Worte haben Macht, und wäre es nicht toll, wenn wir sie hin und wieder nutzen, andere Menschen aufzubauen? Sich Zeit für jemanden Nehmen kann im Einzelfall sogar Leben retten

Ich beende langsam mein sozialschmarotzen

Als ich noch Sport machte, und mich jemand nach meinem Beruf fragte, antwortete ich oft: „Ich bin Eidg. dipl. Sozialschmarotzer.“ Die Reaktionen darauf fielen ganz unterschiedlich aus. Einige lachten, andere waren Entsetzt, und wieder andere wiesen mich zurecht. Ok, man kann sich wirklich streiten, was meine sportlichen Aktivitäten für die Allgemeinheit brachten, aber ich machte daneben ja auch noch die Open Source Projekte. Da trug ich tausende Stunden bei und diese Stunden kamen definitiv der Allgemeinheit und der Wirtschaft zu Gute. Aber das Geld für das Leben erhilt ich von der Allgemeinheit (IV und Ergänzungsleistungen).

Ich hätte auch so weite machen können, kein Problem, denn die IV hat mich „abgeschrieben.“ Bei vielen Fällen wird periodisch überprüfft, ob vielleicht doch noch etwas Arbeit möglich wäre, aber bei „hoffnungslosen Fällen“ wie mir, wird das mit der Zeit eingestellt.

Ich bräuchte also gar nicht hier im Büro sitzen, sondern könnte die Beine hochlegen und geniessen. Doch für mich war immer klar, dass ess nicht mein Weg ist. Eigentlich ganz einfach würde man denken. „Job finden und gut ist!“ Nicht mal das wäre nötig gewesen, denn ich hatte in meinem Leben tatsächlich einige Jobangebote bekommen. Das hing mit meinem Engagement in der Open Source Szene zusammen.

Wer sich bewegt, geht ein grosses Risiko ein

Wo ist dann das Problem werden nun einige fragen. Nun, wenn ich zu Arbeiten beginne, verfällt spätestens nach drei Jahren mein Rentenanspruch. Und ich sage ausdrücklich „Rentenanspruch.“ Will heissen, wenn ich irgendwann in 10 Jahren, aus welchem Grund auch immer, nicht mehr arbeiten kann, geht es nicht so einfach zurück in die Rente. Dann muss ich alles neu beantragen.

Ich meine wo bleibt da die Fairness. Nur weil ich Arbeite bin ich die Behinderung noch nicht los! Auf die Statlichen Unterstützungen verzichte ich liebend gerne. Ich meine, wenn ich als ITler gut verdiene brauch ich das nicht! Aber sollte ich mal nicht mehr arbeiten können, wäre es ganz angenehm wieder zu der Rente zurückkehren zu können, ohne grosses Tamtam. Doch…

…ich konnte nicht mehr länger zusehen…

wie meine Kollegen in der Informatik in der Arbeit ersaufen. Ich war es satt, ständig die offenen Stellen um die Ohren gehauen zu bekommen. Mit Vefko schmiedeten wir in den letzten Monaten einen Plan, wie man das Ganze etwas Risikoloser gestalten könnte. Gestuft werde ich jetzt langsam das Sozialsystem verlassen.

Und wisst ihr was, es fühlt sich richtig gut an! Ja, ich habe auch sonst zur Gesellschaft beigetragen, aber es ist eben doch ein unterschied, ob du ein (auch herzliches) Danke zurückkriegst, oder eben Geld (im Idealfall beides). Es fühlt sich gut an, ein Rädchen im Motor der Wirtschaft zu sein und wir wollen als winziges Rädchen wachsen, grösser werden, und mehr beitragen.

Vefko ist bereit, und ich mit dazu. Vor zehn Jahren war bald wieder die Zeit, wo ich die Sommertraining startete. Morgens um sechs schon aufs Rad. Niemand hat mich dazu gezwungen, aber ich wollte es! Genau so wie ich nun in die Arbeitswelt will.

Was ist dein Traum?

Lange Zeit ist es her, als ich an einem Abend auf dem Basketballplatz eine Entdeckung machte, die mein Leben veränderte. Ich bemerkte, dass ich alles in allem grosse Fortschritte machte. Dies obschon es laut den Ärzten eigentlich nur noch bergab gehen sollte. Mir wurde mit 12 extra ein Rollstuhl angepasst, weil man davon ausging, dass ich schon mit 20 nicht mehr laufen könne. Doch die Fortschritte belehrten mich eines besseren.

Seit diesem Moment begleitet mich folgender Gedanke: „Wenn ich weiter trainiere, wird die Behinderung vielleicht mal ganz weg sein!“ Bei dem Gedanken lief mir ein kalter Schauer den Rücken herunter. Mehr noch als beim Gedanken, mal vor Zehntausenden Leuten zu spielen. Seit diesem Moment hatte ich ein Traum: „Der Unbesiegbarkeit der Cerebral Parese (meiner Behinderung) ein Ende zu setzen.

Seit diesem Zeitpunkt hatte ich einen tieferen Grund für das Training.

  • Ich Trainierte Bewusst mit nichtbehinderten um mich vom höheren Niveau mitziehen zu lassen
    • Ich fuhr 100000 km mit dem Fahrrad
    • Ich adressierte in meinen Trainings speziell die Behinderung

Tausende Stunden Training Noch nicht mal Krebs und Chemotherapie (im 2005/2006) konnte mich bremsen.

Ich bin heute nicht mehr der unzähmbare Sportler. Die Arbeit hat den Sport in der prioritätenliste übeholt. Auf Sportfeldern stand ich schon lange nicht mehr. Ich habe einen Schrittzähler und schaue, dass ich am Tag auf 4000 Schritte komme.

Ihr seht, vieles in meinem Leben hat sich verändert, aber nicht das:

Mein Traum ist es, meine Behinderung zu besiegen!

Was ist dein Traum?

Vefko-Story – Die wahre Vision!

Als ich 2005 an Krebs erkrankte, wusste ich tief in meinem Inneren schon, das wird eine meiner geilsten Saisons, die ich im Sport erleben werde. Wie um alles in der Welt konnte ich nur so ein Gefühl haben?!? Ich meine, mit Krebs verbindet man vieles, aber garantiert nicht die Sportsaison deines Lebens! Ich unterdrückte dieses Gefühl in mir, weil es einfach nicht Realität sein durfte. Denn diese Geschichte wäre kitschiger als ein rosaroter Sportfilm von Hollywood, wo der vom Schicksal geplagte Sportler sich am Ende durchsetzt und als Held gefeiert wird.

Auch als ich dan Tag für Tag schwarz auf weiss aufgetischt bekam, dass mein Gefühl stimmte. wollte ich es immer noch nicht gauben. Weshalb sollte gerade ich das Glück haben, das erleben zu dürfen. Jeder Tag war wie in einem Film, dessen Hauptrolle man spielte. Der Unterschied… es war kein Film, es war Realität. Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an manche Szenen denke.

Eigentlich wollte ich damals meine Gedanken aus dem tiefsten inneren auf meiner Homepage veröffentlichen. Aber wenn ich damals geschrieben hätte, dass ich vor habe, trotz Chemotherapie voll weiter zu trainieren, hätten mich die Leute vermutlich für verrückt erklärt. Ich lag mit meinen Träumen auch falsch. Denn ich habe meine hoch ambitionierte Trainingspläne nicht nur erreicht, sondern bei weitem übertroffen! Heute wünschte ich, ich hätte diese Zeit gebloggt, einfach um anderen Menschen Mut zu machen!

Heute habe ich das gleiche Gefühl wenn ich von der Vefko träume. Mein Verstand sagt mir… vergiss es Raphael, das schafft ihr nie im Leben, das ist unmöglich! Und mein Herz kontert zu gleich. Der Verstand hat keine Ahnung. das wird noch zehn mal geiler als du dir das momentan ausmalst! Ich habe noch nie über meinen wahren Träume der Vefko gesprochen. Alle die tollkühne Visionen nicht mögen, empfehle ich nun aufhören zu lesen. Den Resten bitte ich, eine stabile Sitzposition einzunehmen, dann drei mal tief durchatmen, und dann weiter zu lesen.

Vergesst das schnuckelige kleine Vereinchen Vefko gleich mal! das ist nur die erste Übung des Warmlaufens. Natürlich wird es immer Platz für den Verein geben… ihm wird vermutlich später die nicht unwichtige Aufgabe der Nachwuchsförderung zugeschrieben werden.

Seit langem faszinieren mich drei Dinge. Erstens, Firmen die vom absoluten Nullpunkt anfangen, und heute ziemlich gross sind. Firmen die eine Unternehmenskultur haben, wo die Leute am Wochenende schon wieder auf Montag warten… einfach weil die Arbeit so viel Freude macht!. Drittens Menschen die trotz Behinderung in der Unternehmer Welt nicht nur bestehen, sondern erfolgreich sind!

Ich will also eine Firma mit anderen Behinderten auf die Beine stellen, die ne ordentliche Grösse hat (2000 Leute oder so), die auf ihrem Gebiet Spitze ist, und die das Beste Arbeitsklima bietet, dass man sich vorstellen kann!

Ja, ihr braucht mir jetzt nicht zu sagen, dass die Idee geisteskrank ist, das weiss ich selbst. Aber man darf nicht vergessen, dass man die Visionäre von Google, Microsoft Apple, in den Anfängen wohl auch als Spinner abgestempelt hätte. Vermutlich wurde ihnen das so viel gesagt, dass sie es gescheut hatten, damals ihre Visionen und der Werdegang öffentlich preis zu geben. Irgendwie schade, denn heute wären diese Geschichten hoch interessant. Und Rückblickend kommen halt vor allem die zweifelnden Momente nicht mehr so rüber. Erstens verdrängt man die mit der Zeit. und zweitens, weiss man ja wie es ausgegangen ist.

Der Ausgang von Vefko ist hingegen noch komplett unbekannt. Und natürlich habe ich Zweifel. Um ehrlich zu sein, frage ich mich sogar, ob mir mit dieser Idee nun alle Sicherungen durchgebrannt sind. Aber da ist eben auch eine Stimme die sagt: „Raphael, go for it! das ist das geilste Projekt dass du je aus dem Boden gestampft hast, und es wird noch viel geiler, als du dir das vorstellst!“

Auf diese Weise lade ich Euch ein, an unserer Geschichte teil zu haben. Lasst ein dickes „Mag ich“ da, fass ihr der flüsternden Stimme auch ein bisschen Glauben schenken wollt, Abonniert meinen Blog um weiter informiert zu bleiben und bis zum nächsten mal!

Sport of Hope – Wie ich es aushalte, als Behinderter unter Nichtbehinderten zu trainieren

Das ist eine Frage die immer wieder an mich gestellt wird. Denn schliesslich bin ich da immer der letzte. Das war tatsächlich nicht immer einfach und ich bin damit auch nicht immer gleich umgegangen.

Als Kind hatte ich tatsächlich sehr Mühe damit. Ich wollte eigentlich mithalten können, doch so sehr ich mich auch anstrengte, es reichte nie ganz, das war extrem frustrierend. Mit zunehmendem Alter ging die Schere zu der Nichtbehinderten Spitze natürlich immer mehr auf. Aber lange nicht alle Nichtbehinderten werden Spitzensportler. In der Pubertät scheidet sich der Weizen vom Spreu. Einige finden Sport doch nicht ganz so wichtig, andere sind schlicht zu faul für das harte Training, und wieder andere kriegen Verletzungsprobleme und geben auf.

Ich hingegen zog eiskalt mit sechs Trainings die Woche durch, und so holte ich viele Leute ein, gegen die ich früher keine Chance gehabt hätte. Einfach weil ich bessere Technik, Taktik und auch konditionell um Welten überlegen war. Das machte die Behinderung in vielen Fällen sogar wett. So kam es immer wieder vor, dass Nichtbehinderte mich nur noch von hinten sahen.

Ich muss sagen, es machte mir schon Spass, wenn ich in einer Gruppe Unihockey spielte. Ein Gegenspieler der mich kannte warnte seine Gruppe ausdrücklich von mir. „Lasst Raphi auf keinen Fall schiessen, ok? auf gar keinen fall!!“ Fünf Minuten Später haue ich einen Direktschuss voll in die Hohe Ecke und alle fragen sich wie das passieren konnte. Ich schmunzelte dann jeweils nur und dachte für mich… geht mal noch etwas Unihockey üben Jungs 😉

Und es ist unglaublich schön, wenn du das erste mal von einem Junior gesagt bekommst: „Du bist mein Vorbild.“ Oder wenn sie dich nach einem Autogramm fragen oder auch nur ein paar Tipps von dir hören wollen.

Aber ich glaube, das was mich am meisten antreibt ist der Respekt und die Vorbildfunktion für andere Spitzensportler. Vermutlich weil diese Bewunderung extrem ehrlich ist. Als Kind hätte ich mir nie geträumt, dass ich als behinderter mal ein Vorbild für Nichtbehinderte Spitzensportler sein kann. Dies macht das ständige letzte werden mehr als wett.

Einige reagieren auch ziemlich allergisch wenn ich mich heute nicht mehr wirklich zu den Sportlern zähle. „Was ist dein Ziel, normal gehen oder?!? und das nennst du kein Sport!!! Komm geh nach Hause!!!“ Und wieder andere warten nur drauf, bis ich an einem Wettkampf wieder mal richtig übel zuschlage. Ich habs nicht mehr ganz so eilig wie auch schon. Aber Sporttot bin ich noch nicht!

Ich bin zwar momentan nicht Wettkampfbereit… habe mir aber letzthin die Leichtathletik Lizenz für dieses Jahr gelöst. Nur für den Fall, dass mich irgendwann was juckt. Nur so als leise Warnung!!!

Sport of Hope – Die inspiration von Terry Fox

Ja, man kann mir vorwerfen, dass mein „Sport of Hope“ eine billige Kopie von Terry Fox’s „Marathon of Hope“ ist. Und ja, „Sport of Hope“ ist zweifelsohne inspiriert vom „Marathon of Hope.“ Aber wer ist Terry Fox überhaupt? werden jetzt viele fragen.

Terry wuchs im kanadischen Brithish Columbia auf. Er war ein begeisterter Sportler und galt als Nachwuchstalent. Kurz vor dem 18. Geburtstag bekam er die Diagnose Knochenkrebs. Um überhaupt eine Chance auf Heilung zu haben, musste er sein rechtes Knie amputieren lassen. Ein Horrorszenario für ein angehenden Sportler Ende der 70er Jahre.

Doch noch mehr Horror war die anschliessende Chemotherapie. Er war noch in der Kinderabteilung stationiert, und musste mit ansehen, wie andere Kinder wegstarben. Ihm wurde bewusst wie hoffnungslos der Kampf gegen die Krankheit oft ist und mit welcher Härte der Krebs seine Opfer forderte. Als er die Therapie abgeschlossen hatte, konnte er die Zeit nicht einfach vergessen. Er wollte etwas gegen das Leid unternehmen.

Er vernahm, dass die Kanadische Krebsforschung dringend Geld benötigte. Nach einigen Überlegungen kam er auf die verrückte Idee, quer durch Kanada zu laufen, um 1 Mio Kanadische Dollar für die Krebsforschung zu sammeln.

Nach langer Vorbereitung und harten Trainings startete er am 12. April 1980 in Neufundland sein „Marathon of Hope“ mit dem Ziel nach Hause zu laufen. Sein Freund Doug folge ihm in einem Begleitfahrzeug. Er machte JEDEN EINZELNEN TAG EINEN MARATHON, und das mit einer Prothese und der Prothesentechnik von damals.

Am Anfang nahm er nicht viel ein, doch stieg die Aufmerksamkeit stark an. In Toronto wurde er bereits als Held empfangen. Doch leider kam auch der Krebs zurück, und schlussendlich musste er den Lauf nach über 5000km bei Thunder Bay (Ontario) abbrechen. Diesmal konnte ihn auch die erneut angesetzte Chemotherapie nicht mehr helfen. Am 28. Juni 1981 stirbt Terry im Alter von 22 Jahren im Kreise seiner Familie.

Doch Terrys Traum lebt weiter, bis heute. Jährlich werden seither „Terry Fox Runs“ mit dem Ziel, Geld zu sammeln für die Krebsforschung, ausgeführt. Die Terry Fox Foundation hat bis heute über 600 Mio Kanadische Dollars für die Krebsforschung gesammelt. Viele Medikamente würde es ohne sein engagement nicht geben.

Als ich die Geschichte vernahm, war ich sehr berührt und Motiviert. Sie zeigt, dass das „Unmöglich“ sehr viel weiter weg ist, als wir immer glauben. Terry ist für mich immer wieder eine inspiration und wenn ich mal wieder nicht an meine Ziele glaube, denke ich an ihn. „Ein einzelner Mensch kann nicht bewirken“, was ist diese Aussage für eine Lüge, und eine billige Ausrede für all die jenen, die ihr Finger nicht aus dem Arsch bekommen!

Die Änderungen im Laufstil scheinen zu bleiben

Vor etwas mehr als einem Monat habe ich über Änderungen in meinem Laufstil geschrieben. In diesem Blog habe ich damals über den Trainingsstand und über die damit verbundenen Probleme berichtet. Damals schrieb ich auch, dass der Körper dauernd neue Impulse braucht, damit er nicht einfach wieder in das alte Muster zurückfällt.

Genau das scheint jetzt nicht mehr der Fall zu sein. Denn obschon ich über die Festtage keine Impulse setzte, scheint der Körper an dem neuen Laufstil festzuhalten. Einige werden sich nun fragen, wie es dann mit den unschönen Begleiterscheinungen aussieht.

Eine Zeit lang waren diese wirklich schlimm. So schlimm, dass sie den Alltag wirklich negativ beeinflussten. Ich musste ständig aufpassen, dass ich nicht hinflog und manchmal liessen sich Stürze auch gar nicht vermeiden. Doch momentan geht es langsam aufwärts. Die Muskelkoppelung ist zwar noch vorhanden, aber sie schwächt sich ab. Nun heisst es an den neuen Bewegungsmuster arbeiten.

Meine Gangart sieht momentan schlechter aus als früher. Das hängt vor allem damit zusammen das ich gewisse Kompensationsmethoden aufgegeben habe obschon die neuen Bewegungsmuster noch nicht bereit sind. Zwar versucht mein Körper immer wieder mal, neue Muster anzuwenden, meist geht der Schuss aber nach hinten los, da die Muskelkoppelung alles zerstört. Wenn das mal nicht der Fall ist, lässt sich im Ansatz erahnen welche Energien hier freigesetzt werden könnten.

Die Tatsache, dass mein Körper nun tatsächlich bereit ist, neue Muster zu lernen und die kurzen Lichtblicke, wenn es mal zwei drei Schritte besser klappt, lassen mich hoffen. Schnelle Erfolge erwarte ich allerdings keine. Alles in allem bin ich aber optimistischer denn je, dass die Behinderung nicht einfach in Stein gemeisselt ist. Ich glaube sogar, dass mein Sieben Jahres Ziel aufgehen könnte, und ich in der Saison 2025 normal gehen kann. Und selbst wenn das nicht ganz so sein sollte, dann glaube ich doch noch an grosse Fortschritte.

Ja, das Ziel normal gehen habe ich mir schon mindestens sieben mal gesteckt, und bin kläglich gescheitert. Doch der Unterschied zu früher ist, dass ich ganz andere Waffen in der Hand habe. Ich habe endlich Trainingsmethoden gefunden die wirken! Ich habe in den letzten Jahren viel Zeit investiert, meine Behinderung zu verstehen. Es lassen sich eben nicht alle Ziele auf biegen und brechen durchsetzen.

Der Weg dorthin ist leider sehr hart und man muss offenbar auch herbe temporäre Rückschläge einstecken können. Das ist besonders übel, weil sie meist auch den Alltag betreffen. Der Frontalangriff auf die Behinderung wird im neuen Jahr sogar noch forciert. Und die Opferbereitschaft meinerseits ist hoch. Neben dem „Grab der Stützräder“ und dem „Grab des Lymphdrüsenkrebs“ ist noch ein Platz frei. Der ist für dich bestimmt liebe Behinderung! Geniesse deine Triumpfe noch solange sie noch da sind!!!

Stützradkrimi – Brief des 38 jährigen Raphael an den 13 jährigen Raphi

Ich war grundsätzlich ein glücklicher Junge, der auch seine Behinderung akzeptiert hat. Im unterschied zu meiner frühen Kindheit wusste ich nun, dass das nicht einfach so verschwinden wird. Grössten Teils war das ok für mich, aber es wäre gelogen, wenn ich nicht auch mit dem „Warum“ zu kämpfen hatte. Ja, es gab auch Tränen, Abends vor dem einschlafen. Damals hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als ein Motivationsschreiben von einem anderen Selbstbetroffenen. Der genau wusste, wo ich gerade durchgehe. Heute möchte ich genau das tun. Ich schreibe einen Brief an mich selbst in der Vergangenheit.

Lieber Raphi

Ich schreibe dir aus der Zukunft. Verdammt viele Jahre sind vergangen und ich möchte Dir etwas Mut machen. Das Leben als Behinderter ist wahrlich nicht immer leicht, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Du fragst dich gerade warum gerade du Behindert bist. Du willst nicht anders sein, Du willst einfach nur dazu gehören!

Erst mal, vergiss es ganz schnell, dass du nicht dazu gehörst, weil du anders bist. Du bist wie ein spezielles Puzzleteil. Das passt eben nicht überall, ist dafür dort wo es passt umso wichtiger. Es wird nicht so leicht sein, dein Platz zu finden. Wenn Du ihn aber hast, wirst du dort wichtige Funktionen übernehmen.

Ich kann dir sagen, dass ich heute glücklich bin, die Behinderung zu haben. Mein Leben währe ohne sie wohl komplett anders verlaufen. Ich musste sehr früh lernen, für mich und meine Träume einzustehen. Ich lernte früh zu kämpfen und zu verlieren. Nur so konnte ich zum Gewinner werden. Viele meiner Träume habe ich verwirklicht und gelebt. An anderen Träumen arbeite ich gerade. Dadurch durfte ich ein Vorbild für viele Menschen werden. Hört sich toll an oder? Nein, es ist noch viel schöner als du dir das vorstellst. Das Gefühl wenn jemand zu dir kommt und sagt: „Dank dir habe ich…“ lässt sich nicht beschreiben, man muss es erlernt haben.

Ja, als Behinderter schwatzen einem alle rein. Lehrer, Erzieher, Therapeuten, Ärzte und auch die Eltern. Alle glauben zu wissen, was für einem gut ist, und was nicht. Alle zerren an dir, um dich in die „richtige“ Bahn zu bringen. Das ist absolut hässlich. Lass dich von ihnen nicht einfach so von der Bahn bringen. Wenn du einen Traum hast, folge ihm. Auch wenn du heute noch nicht weisst, wie du ihn erreichen willst.

Sie werden Dich auf Teufel komm raus versuchen so normal wie möglich zu machen. Doch dieser Weg ist von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Als Behinderter muss man den Ort finden wo man rein passt und man seine Stärken ausspielen kann. Trotzdem ist es wichtig Du an deinen Schwächen (zu der auch die Behinderung gehört) arbeiten.

Ich hoffe, dich damit etwas motiviert zu haben. Gib Vollgas und Behindere dich nicht selbst, in dem du überall nur Behinderung siehst!

Liebe Grüsse
Raphael (mit 38 Jahren)

Und nein, dieser Brief ist nicht ausschliesslich für den kleinen Raphael, und auch nicht ausschliesslich für Behinderte. Wenn Du dich davon angesprochen fühlst, ist er wohl auch für dich.