Als ich 12 war, wurde mir ein Rollstuhl angepasst. Mir wurde gesagt, das sei, damit ich in der neu gegründeten Rollstuhlsportruppe mitmachen kann. Hinterher vernahm ich, dass die Ärzte glaubten, dass ich mit 20 nicht mehr gehen werde.

Wie alle wissen kam es anders. Rollstuhlfahren kam bei mir nie über sportliche Aktivität hinaus. Mit 20 Jahren war ich extrem fit. Ich spielte über 20 Jahre Unihockey (international Floorball genannt) und ging die ganze Zeit ohne Probleme. Ich machte auch nie Physio. Durch den jahrelangen Leistungssport kannte ich meinen Körper sehr genau, und wusste auch genau an welchen Stellschrauben ich drehen musste, wenn ich mal Beschwerden hatte. Sport ist meine Therapie sagte ich immer, und hatte damit wohl auch recht.
Doch wie sich die Behinderung verhält, wenn ich das tägliche Training aufgebe konnte mir niemand mit Sicherheit sagen. Dann war es soweit, das sportliche Karrierenende kam. Weil ich gleichzeitig auch einfach genug vom Training hatte, machte ich gar nichts mehr. In der Corona Zeit bewegte ich mich dann noch weniger, da es ja keinen Grund dafür gab.
Das ging so weit, bis für mich 200m gehen anstrengend wurde. An schlechten Tagen schaffte ich nicht mal das ohne Unterbrechungen. Ich hatte also die Wahl, entweder akzeptiere ich jetzt Hilfsmittel, oder ich starte wieder ein Training.
Ich habe mir die Entscheidung wirklich nicht einfach gemacht. Doch sich für einen Rollstuhl zu entscheiden ist doch ein grosser Schritt. Ja, auf Laufstrecken auf sauberer Asphaltierter Strasse ist man damit schneller. Selbst schneller als nichtbehinderte Fussgänger. Aber im Schnee… was bei uns durchaus mal vorkommen kann, macht man kaum einen Meter. Ebenfalls ist das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln mühsam, (Auch wenn die Schweiz hier sehr viel getan hat)
Ich entschied mich letztlich für ein Training. Allerdings hatte ich überhaupt keine Lust wieder extra Trainings zu machen. Also entschied ich mich für ein Training im Alltag. Ein Schrittzähler half mir dabei. Ich setzte mir Schrittziele. Est ganz wenig, und dann immer mehr. Auch das mitgeschleppte Gewicht spielt eine Rolle. Erst war ich fast immer ohne Rucksack unterwegs. Von April bis September 2022 tastete ich mich langsam an die 3000 Schritte pro Tag ran. Jetzt ist es auf 4000 Schritte pro Tag aber mit dem Rucksack. Ungefähr 3 – 4 kg. Dies ist natürlich der Durchschnitt. Maximalwert lag bei knapp 9000 Schritten. Diese Bewegungsdistanz reicht mir für den Alltag aus. Aber bis Ende Jahr möchte ich noch auf 6000 Schritte hoch.
Heute kann ich selbst an einem schlechten Tag die geforderte Distanz machen. Aber natürlich braucht das auch eine gewisse Disziplin. Es bedeutet zum Beispiel, extra Schritte zu machen, wenn man das Schrittziel noch nicht hat. Dies ist allerdings in der Praxis kein Problem. Geht man halt mal eine Busshaltestelle weiter zu Fuss.
Natürlich baue ich auch koordinative Übungen im Alltag ein, wie ich das mache erkläre ich in einem anderen Blog