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Comeback am Wings for Life Run in Zug

Eigentlich bin ich momantan gar nicht fit, aber da es ein ständiges auf und ab ist, gehe ich davon aus, dass ich bis am 5. Mai 2024 für den „Wings for Live Run“ wieder in einam Hoch bin. Die ersten Muskulären defizite habe ich in zwischen behoben. Die nächst Zeit wird wahrscheinlich an der Koordination und am Gleichgewicht gearbeitet.

Nein, das ist kein Sprint, aber der Lauf ist auch eine Herzensangelegenheit. Denn da laufen Leute für Menschen die nicht laufen können. Der Erlös kommt der Forschung gegen die Querschnittlähmung zu gute. Zudem ist der Modus sehr speziell. Nach dem Start lässt einem das „Catch Car“ eine halbe Stunde Vorsprung. Danach startet es mit 14km/h und wird dann immer schneller, bis es auch den schnellsten Läufer eingeholt hat. Das Endresultat ist also eine Distanz, und keine Zeit. Schwache Läufer laufen nur ein paar Killometer. Während Spitzenläufer gerne mal 60km abspuhlen. Ich rechne so mit 3 – 4 Kilometer. Je nach dem wie ich drauf bin.

Der Wettkampf ist mal eine erste Standortbestimmung. Damit hab ich mal eine Referenzdistanz. Richtig jubeln kann ich frühestens nächstes Jahr. Denn eine signifikant gesteigerte Distanz würde beweisen, dass ich mit meinem Training auf dem richtigen Weg bin

Oder einfach gesagt: „Jemand der sich die eliminierung seiner Behinderung auf die Fahne schreibt, muss an so einem Event dabei sein

Comeback: Erste Laufschulübungen

Es läuft definitiv besser als geplant. Heute Abend machte ich zum ersten mal Laufschulübungen. Das ganze war zwar noch abgehackt und unrund, aber für mein linkes Problemknie war es kein problem.

Auch sonst komme ich mit dem Training schneller voran als gedacht. Und irgendwie beginnt das Ganze wieder Spass zu machen. Momentan trainiere ich immer noch nur ein mal die Woche, also ein minimaler Aufwand.

Wenn es so wie jetzt weitergeht, könnte man mit den ersten Sprints im April und mit den ersten Wettkämpfen im Mai rechnen. Aber man darf sich nicht täuschen lassen, der Anfang ist meistens süss, die Probleme kommen erfahrungsgemäss später. Nichts desto trotz geniesse ich diese Momente.

Ich möchte auch dem LAC TV Unterstrass für die so freundliche Wiederaufnahme danken.

Ein halbes Jahr ohne Sport

Ich habe es tatsächlich geschafft! Ich habe ein halbes Jahr kein Sport gemacht. Was für andere der normale Dauerzustand ist, wäre für mich noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen. Und ja, ich habe es tatsächlich auch genossen. Und für alle die jetzt fragen, ja ich habe wirklich nichts gemacht. Kein einziges Training.

Natürlich war das nichts tun pure Absicht. Ich wollte mal sehen, wie mein Körper auf eine längere Sportpause reagiert. Als CP wird einem ja immer eingeflösst: „Du musst was tun, sonst wird es mit deiner Behinderung schlimmer“

Am Anfang ging es tatsächlich bergab. Der Tiefpunkt war vermutlich im Oktober, als sich das Laufen gar nicht mehr gut anfühlte. Ich ertappte mich, wie ich Laufstrecken mit allen Mitteln zu verkürzen versuchte, um ja keine längeren Laufstrecken machen zu müssen.

Doch dann erlebte ich ein kleines Wunder. Plötzlich ging das laufen wieder Ringer… und nicht nur dass, ich spürte auch die besseren Gangmuster, die ich immer mal wieder hatte, aber nie halten konnte. Warum kommen die genau dann, wenn ich überhaupt kein Training machte?

Eine Theorie dafür könnte sein, dass das Hirn Zeit braucht, um tiefgehende Änderungen (und Änderungen im Laufmuster sind tiefgehend) durchzuführen. Das wird auch von anderen mehrfach bestätigt. So kommen zum Beispiel Fortschritte bei Kindern oft in einer Therapiepause. Habe ich mir also mit meinem konsequenten Training die Fortschritte zunichte gemacht?

Vermutlich ist das nicht der Hauptgrund, aber sicher ein Faktor. Die Frage ist nun, was wir daraus lernen. Faule würden jetzt sagen: „Machen wir doch gar nichts.“ Ich halte das als ein bisschen zu kurz gedacht. Doch wir müssen wohl anerkennen dass die Pausen ein wichtiges Trainingsinstrument sind.

Daraus ergibt sich für mich wieder eine neue Trainingsidee, die ich ausprobieren möchte. Ein kurzes heftiges Intensivtraining mit vielen Reizen für das Gehirn. Anschliessend eine zwei Monatige (oder so lange wie es braucht, dass die Änderungen Fuss fassen) Komplettpause mit möglichst wenig Reizen. Und danach eine Stabilisierungsphase, mit wenig Reizen aber viel Praxis. Die Praxis soll dann die Änderungen festigen.

Fachleute können gerne den Blog Kommentieren. Mich interessiert, was ihr von der Strategie haltet. Ebenfalls bin ich auf der Suche nach möglichst Reizlosen Trainings (für den Kopf)

Es wird also wieder los gehen für mich mit Trainings. Aber nicht mehr so viel wie früher.

Mein Rückzug vom Sportplatz!

Auf Ende Saison gebe auch noch mein letzter Sport auf, den ich gemacht habe… die Leichtathletik. Die Zeit des Leistungssportes ist damit für mich vorbei. Es war eine echt tolle Zeit. Ich habe viel daraus mitgenommen. Aber dazu noch am Schluss was.

Alles begann, als ich als zwölfjähriger Junge meine Unihockey Bälle ans Garagetor knallte. Da stellte ich mir eine volle Zuschauertribüne vor, wo alle mir zujubelten. Wie geil muss das sein, von anderen bewundert zu werden, Vorbild sein zu dürfen. Seit dem Moment an wollte ich nur eins, Spitzensportler werden!

Ich habe das mit den Trainings sehr ernst genommen. Hatte aber auch das grosse Glück, selten Verletzungen zu haben. Die harten Trainings waren mein Markenzeichen. Ich war bereit, immer noch ein Spürchen mehr zu machen als der Rest. Mit 19 Jahren war ich bereits das Aushängeschild im Schweizer Behindertenunihockey.

Doch damit gab ich mich nicht zufrieden. Ich wollte mehr, ich wollte mit Nichtbehinderten mithalten können. So wurde das Training immer mehr zu einer höheren Mission, dem Kampf gegen die Behinderung.

Auch wenn ich es nie an ein sportliches Grossereignis schaffte, bewundert wurde ich trotzdem. Wenn ich die Kommentare, wo mir Menschen ihre Bewunderung aussprachen, alle aufschreiben wollte, würde das mehrere Blogs geben. Einige für die ich Vorbild sein durfte, sind heute selbst sehr erfolgreiche Sportler.

Einige Erlebnisse werden mich für den Rest meines Lebens begleiten. Etwa der Moment wo ich mit 19 Jahren die Stützräder von meinem Velo abmontierte, und ohne davon fuhr. Oder die Kresbssaison, wo ich trotz Krebs, Chemotherapie, Operation fast voll durchtrainierte. Die 196km mit dem Fahrrad innert 24h im 2002 oder die Sport of Hope Tour 2015. Alles Erlebnisse, die mir niemand mehr nehmen kann, und die mich prägten.

Ende Jahr werde ich nun auch mein letzter Sportverein, den LAC TV Unterstrass in Zürich verlassen. Die Sprinter Gruppe war über ein Jahrzehnt meine sportliche Heimat. Ich danke allen die mit mir zusammen auf den Trainingsplätzen standen. Ich erwähne jetzt keine Namen, da ich sonst bestimmt irgendwen vergessen werde.

Auch all den Zuschauern auf den Wettkampfplätzen möchte ich danken. Manchmal kriege ich Gänsehaut, wenn ich Videos von meinen Sprints sehe, und dann bemerke, wie ich angefeuert wurde. Aber noch viel mehr spornten mich die Gespräche nach den Läufen an. Leute die mir sehr persönlich ihren Mut zusprachen.

Wenn ich eines gelernt habe, dann dass viel mehr möglich ist, als man glaubt. Sport hat mir gezeigt was machbar ist. Doch meine Prioritäten liegen jetzt anders. Ich habe mit Vefko ein Projekt was mir Spass macht, und wo ich drin aufgehen kann.

Allen, die mich auf meiner Sportlaufbahn betreut, begleitet, mittrainiert, mitgefiebert und unterstützt haben, vielen dank! Ich möchte mich bei allen verabschieden, die mich bewundert haben. Es war mir eine Ehre, Vorbild sein zu dürfen. Denkt dran, ihr habt diese Zeit nur einmal. Gebt daher Vollgas, und vergesst im Eifer des Gefechtes nicht die schönen Augenblicke zu geniessen… GO FOR IT!!!

Ex Sportler Raphael

Sport of Hope – Konditions- und Krafttraining ist auch nach der Karriere Pflicht

Es ist endlich Sommer. schönes Wetter draussen und ich bin mal wieder am trainieren. Diesmal nicht so sehr Koordination sondern ganz klassisches Sommertraining wie ich das auch während meiner Sportkarriere machte. Der Grund dafür, Kondition und Kraft ist für Menschen mit Cerebralparese sehr wichtig. Denn ihr Körper ist im Alltag sehr beansprucht. daher reicht da die normale Grundkondition meist nicht aus.

Mit der Kräftigung wirke ich auch den Knieproblemen entgegen, die ich in letzter Zeit vermehrt hatte. Da zeigt sich bereits eine Besserung. Momentan komme ich so auf 10km und 200 Höhenmeter mit dem Fahrrad. Im Vergleich zu Früher ist das natürlich nichts, aber immerhin. Das Durchschnittstempo ist auch etwas angestiegen. Bis 20km und 400 Höhenmeter sollte das noch erweiterbar sein. Wenn ich das wieder jeden Tag schaffe, habe ich eine wirklich gute Grundkondition.

Momentan steigere ich auch wieder die Anzahl der Trainings pro Woche. Ich bin so auf vier mal pro Woche. Und wisst ihr was? es macht richtig Spass! Dass ist der Unterschied zum Leistungssport. Da blieb der Spass oft auf der Strecke. Man musste einfach trainieren, man war programmiert wie ein Wecker. Es war einfach pure Routine, abarbeiten des Tagesprogramms. Zumindest bei den Sommertrainings. Wenn ich dann im Herbst wieder den Stock in den Händen hielt und ich in der Halle rumtoben konnte, war der Spass natürlich schon wieder mit von der Partie.

Jetzt geniesse ich es, nach einem langen Tag am Computer am Abend mit dem Fahrrad meine Runden zu drehen. Ich freue mich auch, wenn ich eine Runde mehr schaffe, oder etwas schneller werde. Aber bei strömendem Regen kann ich getrost zu Hause bleiben und das ist halt schon cool.

Ich bin ganz froh, dass mir das Sommertraining noch Spass macht, denn ich könnte nicht darauf verzichten. Zumindest nicht ohne weitreichende Konsequenzen. Ich würde sonst vermutlich auf den Rollstuhl angewiesen sein.

Beim Laufen läufts momentan nicht so. Ich wurde in letzter Zeit ein paar mal angesprochen, ob es Koordinativ schlechter geworden ist. Mein momentaner Laufstil fühlt sich schlecht an. Es ist nicht so unsicher wie im Winter, aber irgendwie alles abgehackt. Es ist lange nicht so schlimm wie auch schon, aber es stört mich halt. Mal sehen, wie das mit der Koordination weiter geht.

Klar, wenn mein Ziel „Normal gehen“ an oberster Stelle stünde, würde ich Ganz anders vorgehen. Dann würde ich erst ein richtiges Kondi Training machen. Danach ein intensiv Koordinationstraining. Das könnte ich zwar auch so tun, aber ich weiss, dass mein Körper sehr heftig auf die Koordinationstrainings reagiert. In mitten einer Koordinationstrainingsphase weiss der Körper oft nicht mehr, wie er noch gehen soll. Das beeinträchtigt mich dann im Alltag sehr, und bisher war ich nicht bereit, diese Opfer zu bringen. Vielleicht geht es aber auch nicht ohne diese Opfer. Vielleicht kann man eine Koordination gar nicht langsam und schonend umstellen, sondern muss es auf die harte Tour machen. Momentan möchte ich der sanften Tour noch eine Chance geben.

Sport of Hope – Aktueller Stand der Trainings

Vielleicht ist einigen Aufgefallen, dass ich dieses Jahr noch nicht an Wettkämpfen in der Leichtathletik teilgenommen habe. Zwar ist es mir letzthin endlich wieder gelungen ein paar Meter zu Rennen. Die Koordinationsprobleme die dies im Winter verhindert hatten, sind weitestgehend behoben. Zumindest für den Moment. So ganz traue ich der Sache nämlich noch nicht.

Das was mich an einem Saisonstart momentan hindert, sind die Kniee. Die sind der Belastung eines Sprintes aktuell nicht gewachsen. Vielleicht muss ich doch noch etwas Muskelaufbau machen. Ich habe mit Absicht keinen Muskelaufbau gemacht, um eine allfällige Disbalance durch Veränderungen im Laufstil besser abfangen zu können. Für all die jenen die jetzt nicht aus dem Sportsektor kommen. Eine Disbalance ist, wenn gewisse Muskeln zu stark und andere zu schwach sind. Bei einer Laufstiländerung kann es ganz schnell zu einer Disbalance kommen, da sich die Kräfte verschieben. Eine Disbalance kuriert man in der Regel mit gezieltem Muskelaufbau. Dieser ist natürlich viel effektiver, wenn die Muskeln nicht bereits auf einem sehr hohen Level trainiert sind.

Laufstilmässig hab ich aktuell nicht gross das Gefühl, dass da was Neues ist. Im Training kriege ich manchmal was anderes hin… zumindest gefühlt. Allerdings habe ich dann die Tage darauf Gehprobleme. Das ist natürlich eine Barriere, weil ich dann letztlich immer wieder in das alte Muster zurückfalle. Meine Hoffnung beruht auf „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Wenn ich die neuen Bewegungsmuster oft genug einprogrammiere wird es vielleicht irgendwann nicht mehr so anstrengend. Ich glaube genau das ist das Problem. Für den Körper (vor allem für das Gehirn) sind die neuen Bewegungsmuster noch zu anstrengend. Das würde erklären, warum es im Training für kurze Zeit mal ganz gut klappen kann, im Alltag aber scheitert.

Wir werden sehen wie sich das weiter entwickelt. Es braucht immer wieder viel Motivation meinerseits. Zumal nie so ganz klar ist, macht man es richtig, oder nicht. Es bleiben hoch experimentelle Trainings.

Sport of Hope – Gutes Resultat nach Training

Letzten Freitag ist mir das gelungen, was eigentlich Ziel des Trainings sein sollte. Nach dem Training lief ich sicherer als vor dem Training.

Am Freitag ging nach Zürich ins Training. Eigentlich ein ganz normales Koordinationstraining. Wieder mal den üblichen Versuch, die neuen Muskel anzusteuern ohne das Bewegungsmuster ganz aus der Bahn zu werfen.

Schon beim Hinweg war es nicht schlecht, nicht perfekt aber wesentlich besser als sonst. Im Training versuchte ich dann erst mal, den rechten Kniebeuger rein mit Forced Use anzusprechen. Das klappte nicht. Dann Machte ich Kraftkoordination. Das ist eine Mischung aus Kraft- und Koordinationsübungen. Mir scheint, dass unter Belastung das Neurofeedback oft grösser ist. Deswegen kombiniere ich Koordinationsübungen gerne mal mit Kraftübungen.

Und siehe da, die Ansteuerung funktionierte. Die Koordination war sogar so gut, dass sie für das gewöhnliche Laufen reichte, Toll dieses Gefühl. Der Rückweg ging dann wesentlich besser als sonst. Wenn es so weiter geht, kann ich ja vielleicht bald mit joggen über kurze Distanz anfangen,

Ja, das wollte ich Euch nur schnell mitteilen. Ich bin gerade am Umbau meines Computer Setups und muss jetzt die Ganze Infrastruktur wieder verkabeln. Darüber kommt dann morgen ein Blog.

Sport of Hope – Langsam geht’s bergauf

Was macht eigentlich mein Training, werden sich einige fragen. Kurz gesagt, es geht langsam Bergauf. Das Laufen im Alltag geht besser, und hingefallen bin ich jetzt länger nicht mehr. Doch manchmal drückt die Fehlkoordination noch durch. Mein Individualtrainer hatte schon recht damit, dass es da eine grosse psychologische Komponente gibt. Insbesondere im Winter als es eisig war, fehlte mir schlicht das Vertrauen in meinen Körper. Das bin ich jetzt wieder am Aufbauen.

Doch nur weil es im Alltag besser läuft, heisst es noch nicht, dass ich meinem Ziel näher komme. Falle ich nicht einfach wieder in die alte Gangart zurück?. Ich denke nicht. Denn es fühlt sich immer noch sehr ungewohnt an. Die Lösungsimpulse des Rechten Kniebeugers der spastisch ist, werden schneller. Immer wieder fühle ich auch Einsatzversuche dieses Muskels. Meistens ist allerdings der Anspannungsimpuls zu langsam um eine sinnvolle Wirkung zu erzielen. Die ganze Sache ist für mich also noch nicht Nutzbringend, aber die Bemühungen sind da.

Gesprintet bin ich noch gar nicht. Ich denke, dieser Bewegungsablauf ist noch zu anspruchsvoll. Aber vielleicht täusche ich mich auch. Auch hier spielt wieder die psychologische Komponente mit. Frei nach dem Motto „Wenn es doch schon mit langsamen Bewegungen nicht klappt, wie soll es dann mit schnellen klappen?“ Irgendwie ist da der Sturz bereits vorprogrammiert. Stürzen ist ja nicht schlimm, ich kann mich auffangen. Aber wenn es mehrfach passiert, nervt es dann eben schon. Denn ein paar Spuren hinterlassen dann mehrere Stürze im Sprint auch bei mir 😉

Es ist das erste mal, dass ich nicht mehr 100% meinen Bewegungsabläufen traue. Über zwanzig Jahre konnte ich mich 100 Prozent auf meinen Körper verlassen. Das Lustige an der Sache. mich stört das Misstrauen nicht, denn ich fühle Veränderungen, auch wenn die offenbar noch nicht sichtbar sind. Es geht aktuell wieder bergauf. Die Saison hat noch nicht mal begonnen, und diese Saison wird lang, Denn die wichtigen Wettkämpfe sind alle relativ spät. So bleibt auch mir viel Zeit um erst mal wieder sprintfähig zu werden, mich dann an die Bestzeit der letzten Saison heranzutasten, und dann die PB in Angriff zu nehmen.

Sport of Hope – Die inspiration von Terry Fox

Ja, man kann mir vorwerfen, dass mein „Sport of Hope“ eine billige Kopie von Terry Fox’s „Marathon of Hope“ ist. Und ja, „Sport of Hope“ ist zweifelsohne inspiriert vom „Marathon of Hope.“ Aber wer ist Terry Fox überhaupt? werden jetzt viele fragen.

Terry wuchs im kanadischen Brithish Columbia auf. Er war ein begeisterter Sportler und galt als Nachwuchstalent. Kurz vor dem 18. Geburtstag bekam er die Diagnose Knochenkrebs. Um überhaupt eine Chance auf Heilung zu haben, musste er sein rechtes Knie amputieren lassen. Ein Horrorszenario für ein angehenden Sportler Ende der 70er Jahre.

Doch noch mehr Horror war die anschliessende Chemotherapie. Er war noch in der Kinderabteilung stationiert, und musste mit ansehen, wie andere Kinder wegstarben. Ihm wurde bewusst wie hoffnungslos der Kampf gegen die Krankheit oft ist und mit welcher Härte der Krebs seine Opfer forderte. Als er die Therapie abgeschlossen hatte, konnte er die Zeit nicht einfach vergessen. Er wollte etwas gegen das Leid unternehmen.

Er vernahm, dass die Kanadische Krebsforschung dringend Geld benötigte. Nach einigen Überlegungen kam er auf die verrückte Idee, quer durch Kanada zu laufen, um 1 Mio Kanadische Dollar für die Krebsforschung zu sammeln.

Nach langer Vorbereitung und harten Trainings startete er am 12. April 1980 in Neufundland sein „Marathon of Hope“ mit dem Ziel nach Hause zu laufen. Sein Freund Doug folge ihm in einem Begleitfahrzeug. Er machte JEDEN EINZELNEN TAG EINEN MARATHON, und das mit einer Prothese und der Prothesentechnik von damals.

Am Anfang nahm er nicht viel ein, doch stieg die Aufmerksamkeit stark an. In Toronto wurde er bereits als Held empfangen. Doch leider kam auch der Krebs zurück, und schlussendlich musste er den Lauf nach über 5000km bei Thunder Bay (Ontario) abbrechen. Diesmal konnte ihn auch die erneut angesetzte Chemotherapie nicht mehr helfen. Am 28. Juni 1981 stirbt Terry im Alter von 22 Jahren im Kreise seiner Familie.

Doch Terrys Traum lebt weiter, bis heute. Jährlich werden seither „Terry Fox Runs“ mit dem Ziel, Geld zu sammeln für die Krebsforschung, ausgeführt. Die Terry Fox Foundation hat bis heute über 600 Mio Kanadische Dollars für die Krebsforschung gesammelt. Viele Medikamente würde es ohne sein engagement nicht geben.

Als ich die Geschichte vernahm, war ich sehr berührt und Motiviert. Sie zeigt, dass das „Unmöglich“ sehr viel weiter weg ist, als wir immer glauben. Terry ist für mich immer wieder eine inspiration und wenn ich mal wieder nicht an meine Ziele glaube, denke ich an ihn. „Ein einzelner Mensch kann nicht bewirken“, was ist diese Aussage für eine Lüge, und eine billige Ausrede für all die jenen, die ihr Finger nicht aus dem Arsch bekommen!

Stützradkrimi – Schockerkenntnis auf dem Basketballplatz

Die Welt war zu diesem Zeitpunkt in Ordnung. Ich hatte Freunde, mein Unihockeyclub, und auch mit der Behinderung hatte ich mich arrangiert. Ich wusste zwar, dass ich diese für immer haben werde, das war aber ok für mich. Ich war mal wieder nach der Schule mit meinem Fahrrad in Richtung Basketballplatz unterwegs. Ich hatte keine Ahnung dass an diesem Tag Sport für mich eine ganz andere Bedeutung bekommt.

Es begann mit einer ganz normalen Szene unter dem Korb, wie sie halt hunderte male passiert. Ich sprang hoch um mir den Rebound zu holen. Für alle die jetzt Basketball nicht kennen, ein Rebound ist der Ball der nach einem missglückten Wurf vom Korb abprallt. Ich bin relativ klein, ausserdem auch nicht der Sprungstärkste. Normalerweise holte ich die Rebounds nicht, und wenn ich es doch mal schaffte machte ich nach der Landung meist Schrittfehler. Doch dieses mal meisterte ich das souverän.

Ich spielte an jenem Abend einfach wesentlich besser. Es war nicht einfach nur eine gute Phase. Irgendwann schrie ein Freund der im Gegenteam spielte halb frustriert, hab begeistert: „Verdammt Raphi, was ist los mit dir! du spielst ja viel besser als sonst!“ Das brauchten sie mir nicht zu sagen, das merkte ich ja selbst. In der Pause sprachen mich die Jungs noch mal an. „Mal im Ernst Raphi, irgendwas ist anders, was ist los?! Vorhin hatten wir einen Zusammenstoss in der Luft, und du spielst einfach weiter, als ob nichts gewesen wäre. Normalerweise fällst du doch da um.“ „Ich glaube, ich habe mehr Gleichgewicht“, meinte ich leise.

Zum ersten mal seit einem Jahrzehnt wurde ich mit dem Thema Fortschritte konfrontiert. Mich traf dieses Thema sehr, da ich eigentlich damit abgeschlossen hatte. Für mich waren Fortschritte immer mit der Intensivtherapie nach Doman verbunden, die meine Eltern im frühen Kindesalter mit mir machten. Aber was hat diesen Fortschritt ausgelöst. Es war Schulferien, und ich hatte keine Physio. Aber ich war jeden Tag sicher drei Stunden am trainieren. Hat der Sport diese Fortschritte ausgelöst?! Bei dem Gedanken lief es mir kalt den Rücken herunter. Erst allmählich wurde mir klar, was da passiert.

Die Wahrheit war, ich machte tonnenweise Fortschritte, ich hab sie einfach nicht erkannt. Ich hatte in den Jugendjahren nur ein Ziel, so nah wie möglich an die Leistung der Nichtbehinderten ranzukommen. Ich war so auf die Leistung der Nichtbehinderten fokussiert, das ich meine Fortschritte schlicht übersah. „Wenn Sport Fortschritte mit sich bringt… was passiert, wenn ich weiter trainiere? Dann müsste die Behinderung ja irgendwann wegtrainiert sein.“ Dieser Gedanke liess mich nicht mehr los. Nicht weil ich unbedingt normal gehen wollte, sondern weil von dem Gedanken für mich eine unglaubliche Kraft ausging. Bis dahin war mein Ziel, irgendwann mal ein internationaler Behindertensportler zu sein. Man hat als Jugendlicher da so Bilder vor sich, wie man an den Paralympics mit dem Trikot der Schweizer Nationalmannschaft in die Arena einläuft. Die Vorstellung vom Empfang am Flughafen, wenn man – als Held gefeiert – wieder Heimischen Boden betritt. Die Autogramme die man geben kann, die Vorbildfunktion die einem zukommt, das sind tolle Gedanken. Aber der Ruhm im Sport ist sehr vergänglich. Die Helden von heute sind morgen schon vergessen.

Und was sind ein paar Goldmedaillen gegen das andere Ziel. Ich meine, ICP gilt als unheilbar. Was würde es für eine Welle nach sich ziehen, wenn ich die Mauer „Unheilbar“ niederreissen könnte. Dieser Gedanke war gerade zu Übermächtig. Das Risiko zu scheitern ist unendlich gross. „Wenn du das nicht versuchst, wirst du das vielleicht dein Leben lang bereuen. Du wärst ein verdammter Feigling“ sagte ich zu mir. „Du musst es versuchen, egal wie bitter, egal wie hart es wird. Du musst es tun, für dich und für die anderen ICP’ler!“ Sagte ich während mir die Tränen runterliefen.

An jenem Abend fällte ich eine Entscheidung meines Lebens. Ich nahm den Kampf mit meiner Behinderung auf. Und genau dieser Kampf ist der Grund, warum ich meine Geschichte in Blogform mache. Denn sie ist noch nicht Abgeschlossen. Heute weht die Schlachtfahne mehr denn je. Diese Geschichte hat erst letztens auf Sport of Hope begonnen.