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Stützradkrimi – Unihockey holt mich auch Trotz Stützradfahrrad wieder ein

Unbenannt

Dieses Bild zeigt mich mit meinem ersten Stützradvelo. Ein Therapierad von Haverich. Es ist ein frühes Foto, da hatte ich noch kein Tachometer am Fahrrad. Das Foto ist nicht umsonst verschwommen, ich war zügig unterwegs. Dieses blaue Gefährt war für mich ein Heiligtum, dass man mir nicht nehmen durfte. Immer wenn es das Wetter irgendwie zuliess, war ich am Fahrradfahren. Wobei… der limitierende Faktor war da nicht selten meine Mutter. „Heute ist zu schlechtes Wetter, mach was drinen“, hiess es dann oft.

Doch manchmal konnte ich mich auch durchsetzen, und durfte im Regen rumkurven. So blöd das tönt, das war für mich immer ein spezieller Moment. Nichts von rumjammern wegen schlechtem Wetter. Nein, ich kämpfte sogar dafür, dass ich im schlechten Wetter trainieren durfte.

Doch es gab da ein ernstzunehmenden Konkurrenten zum Fahrrad. Es ist die „Krankheit“ Unihockey, die damals gerade in der Schweiz grassierte. Die Sportart legte in der Schweiz einen unvergleichlichen Boom hin und genau in diesem Boom durfte ich gross werden. Ich habe zwar das Unihockey seit des Schulwechsels etwas verloren, aber ganz los gelassen hat es mich nicht.

In der 5. Klasse hatten wir einen neuen Turnlehrer. Der stand neuen Sportarten aufgeschlossener gegenüber. Da spielten wir auch ab und zu Unihockey. Es gab nur ein Problem… die Schläger die wir hatten, waren sowas von nicht zu gebrauchen. Also wünschte ich mir auf meinen Geburtstag einen Unihockeystock. Das war ein ganz einfaches Teil. Eigentlich einfach ein Kunststoffrohr mit einer Plastikkelle dran, das wars. Besser als die Stöcke der Schule war er auf jeden Fall.

Die Unihockeystunden im Turnen wurden jeweils vorher angekündigt. Voller Stolz marschierte ich dann mit dem Stock Richtung Turnhalle. Das waren für mich immer ganz spezielle Momente. Die Vorbilder von uns waren damals übrigens noch die Eishockey Spieler des EV Zug’s. Legenden dieser Zeit: Ken Yaremchuk, Misko Antisin und Dino Kessler.

Unweigerlich nahm mich der Sport immer mehr in den Beschlag. Ich liebte es einfach, die Action, das sehen wie man sich verbessert, die Leistung. Ich war stolz auf meine kräftigen Oberschenkel und stolz über jeden coolen Spielzug den ich auf dem Feld machte. Ich war halt ein Sportler.

In den Augen meinen Eltern sah es wohl etwas anders aus. Sie haben zu diesem Zeitpunkt den Sport gar nicht als Sport gesehen, sondern einfach nur als ein Hobby, dass mir Freude bereitete. Die Verbissenheit konnten meine Eltern nie so recht verstehen.

Natürlich hatte ich als Kind nicht nur Sport gemacht. Musik war ein wichtiger Bestandteil. Ich sang regelmässig Solos in unserem Schulchor und in unserem alljährlichen Theater hatte ich gar einmal die Hauptrolle. Darüber waren meine Eltern vermutlich stolzer als über mein rumgehopse auf dem Sportfeld. Musik war für mich damals auch wichtig. Nur es gibt Gründe, weshalb ich später den Sport bevorzugen sollte.

Da ich den Heimweg aus der Schule nicht alleine Bewältigen konnte, wurde ich eine Weile von Leuten aus meinem Dorf abgeholt. Eines Abends sah mich eine Frau mit dem Unihockeystock. Auf der Rückfahrt fragte sie mich erstaunt: „Spielst du Unihockey?“ Ich geriet sofort ins Schwärmen. Sie sagte mir dass ihr Sohn bei UHC Einhorn Hünenberg spielt. „Was Hünenberg hat ein Unihockey Club? Wie cool ist das denn. Seit jenem Abend wusste ich, zu diesem Club gehöre ich. Doch wie soll ich da hin kommen? Jedes andere Kind hätte seine Mutter bekniet, es doch dort anzumelden. Aber ich war behindert… was will ich mich da anmelden, das gibt bestimmt gleich eine Ablehnung. Das mit dem nicht reinpassen in die Welt der Nichtbehinderten kennen wir ja schon von der Schule. Die kommende Zeit wird nicht so einfach für mich. Weil mir die Behinderung immer wieder im Wege stand. Doch das konnte ich nicht ändern. Ich musste da durch.

Fanerlebnisse

Wenn man auf dem Sportplatz stehts alles gibt, bekommt man irgendwann auch Fans. Bewundert zu werden ist was schönes, und gibt Antrieb für die weiteren Trainings. Manchmal wird es allerdings auch skurril. Hier ein paar Erlebnisse von mir.

Ich war mit meiner Leichtathletik Trainingsgruppe im Trainingslager in Bad Dürrheim (D). Wir hatten gerade unsere Trainings Session fertig und machten uns auf den Weg zurück in die Herberge. Leichtathletik Trainingsplätze sind ja meist auch öffentlich zugänglich und so schauen da schon manchmal ein paar Leute beim Training zu. Als ich dann die Anlage verlassen wollte, wurde ich von einem älteren Herrn angesprochen: „Was dies für eine riesen Leistung sei, usw.“ Der Herr hat mich offenbar schon länger beobachtet und mir nach dem Training abgepasst.

Als ich noch Unihockey spielte, war ich für kurze Zeit in einer Trainingsgruppe in Chur. Wir hatten nach einem Junioren Team von Chur Unihockey training. Als wir in die Halle gingen kreuzten wir uns. Da hörte ich hinter mir jemand sagen: „Was will denn der hier.“ Vermutlich konnte sich der Junior nicht ganz vorstellen, dass jemand mit so einer Behinderung Unihockey spielen kann. Wir begannen mit dem Einspielen und plötzlich höre ich von der kleinen Zuschauertribüne: „Bua, krass seht euch das an.“ Die Junioren waren offenbar total begeistert, von dem was ich da auf das Feld zauberte. Da man in Mannschaftssportarten auf dem Feld Kommuniziert und öfter mal den Namen eines Mitspielers ruft, fanden die Kids meinen Namen heraus. Da fielen sie komplett in den Fan Modus, und riefen in Sprechchören mein Namen.

Doch es geht noch extremer. An einem Leichtathletik Meeting vor ein paar Jahren wollte ich einen Clubkollegen begrüssen, der gerade gekommen war. Dabei ging ich an der Zuschauertribüne vorbei. Ein Herr und ein Junge grüssten mich aussergewöhnlich freundlich. Ich grösste zurück ging aber weiter. Nachdem ich mit meinem Kollegen ein paar Worte getauscht hatte. Schaute ich ein bisschen den Wettkämpfen zu. Plötzlich sah ich den Jungen und der Herr die miteinander diskutierten: „Schon eine riesen Leistung“, „Und so wie der geht… unglaublich.“ Sie sprachen offensichtlich über mich! Das Ding war, ich stand nur drei Meter entfernt und konnte alles mithören, aber sie hätten nicht den Mut gehabt mich direkt anzusprechen. Irgendwann wurde mir das Spiel dann zu blöd, und ich hab die beiden Angesprochen. Nachdem das Eis gebrochen war, hatten wir eine gute Diskussion. Der Vater und Sohn hatten viele Fragen an mich.

Dass ich auf dem Sportplatz angesprochen werde, ist für mich längst normal. Ich meine, da falle ich einfach so auf, da gehört das dazu. Doch letzten Winter hatte ich ein anderes Erlebnis. Ich war auf dem Weg ins Training im voll besetzten Tram in Zürich. Da stand eine Person, die schaute mich an, als würde sie mich kennen. Plötzlich meinte der junge Mann: „Oder du kommst doch aus Landquart.“
Ich: „Ja, bist nahe dran… aber nicht ganz.“
Fan: „Du machst doch viel Sport.“
Ich: „Das kann ich nicht leugnen.“
Fan: „Oder du heisst doch Raphi.“
Ich: „Ja das stimmt… und was weisst du sonst noch über mich, und von wo kennst du mich überhaupt.“
Es stellte sich heraus, dass mich die Person überhaupt nicht kannte. Kollegen hatten von mir erzählt… offenbar so begeistert, dass die Person mich dann im voll besetzten Abendverkehrs Tram angesprochen hat. Das fand ich ziemlich komisch, und ehrlich gesagt auch etwas Unangenehm.

In Malans kennen mich die meisten und da habe ich auch einige Fans. Von einem Jungen weiss ich seit langem, dass er Fan ist von mir. Ich drehe meine Runden im Dorf und der Kleine begegnet mir… Winkt und grüsst wie wild. Ich grüsse zurück, halte aber nicht an, weil ich im Training bin. Hinter meinem Rücken höre ich sein Freund zu ihm sagen: „Wer war das?“ Der kleine Fan ganz entgeistert: „Kennst du den nicht! das ist Raphi, der ist mega berühmt.“ Ich musste schon etwas schmunzeln, aber es war halt auch ziemlich süss, da der kleine das Todernst meinte.

Ja, solche Sachen erlebe ich immer wieder. Wenn ihr wollt, gibt’s noch einen Teil zwei davon. Habe durchaus noch mehr solche Erlebnisse auf Lager.

Stützradkrimi – Der Sport lebt weiter

Bald war ich auch über die Enttäuschung des Schulwechsels hinweg. Ich war kein Kind der Traurigkeit, und so versuchte ich das Beste aus der Situation zu machen. Unihockey konnte ich momentan nicht spielen. Denn die Stöcke gehörten dem Schulhaus. An der neuen Schule waren die Pausen ganz anders. Keine grosse Action. Alle standen herum, und diskutierten miteinander. Es wurde auch kein Fussball gespielt. Ich wollte das ändern, und ging bis vor die Schulleitung um sie von meiner Unihockey Idee zu überzeugen. Ich meine, es brauchte ja nur ein paar Schläger, Ballen und zwei Tore. Die Schulleitung wies meine Idee ab, mit der Begründung: „Das wäre für Seebehinderte und Blinde Kinder zu gefährlich.“

In der Turnstunde genau die selbe Antwort. Ja, da gab es so was ähnliches wie Unihockey Stöcke, aber die waren gut versteckt im Lehrerzimmer. In der vierten Klasse hatte ich eine Sportlehrerin älteren Semesters, die ausserhalb von Leichtathletik und Geräteturnen wenig kannte. Es war schon eine Ausnahme, wenn wir mal ein Ballspiel machen konnten. Und eigentlich kannte sie nur ein Ballspiel. Ein Fussball, wo die Gruppen getrennt waren, und die ganze Wand bis zu einer gewissen Höhe als Tor galt. Die Mannschaften durften die Mittellinie jeweils nicht überschreiten. Gespielt wurde mit einem relativ grossen und weichen Ball. Das war aber schon ein Highlight. Die Turnstunden ohne grosse Action waren nicht so ein Ding für Jungs, aber besser als Schule war es allemal.

Was Sport anbelangte war ich schon damals sehr hart im nehmen. Mich konnte man rumscheuchen bis ich auf allen vieren kroch. Aufgeben gehörte schon damals nicht zu meinem Wortschatz. Im Sommer mussten wir manchmal ein bisschen längere Strecken laufen. „So, jetzt machen wir noch eine grosse runde“, meinte dann jeweils die Lehrerin. Und schon ging das Geklöne los. Auch wir waren phantasievoll im finden von Ausreden. Ich hätte es leicht gehabt. denn ich hätte Aussetzen können. Aber mein Kopf war immer dagegen, solche Sonderbestimmungen anzunehmen.

Gejoggt bin ich auch in meiner Freizeit. Ich hatte eine kleine Runde, vielleicht 700m die ich selbst machen durfte. Auf die Finnenbahn im Wald begleitete mich jeweils meine Mutter. Mit zügig marschieren konnte sie mir folgen. 1km Joggen schaffte ich damals schon.

Der Schulsporttag stand vor der Tür, und wir konnten auswählen welche Disziplinen wir machen wollten. Zur Auswahl stand auch der 1000m. Die meisten meiner Klasse machten einen grossen Bogen um diese harte Disziplin. Ich musste mich aber unbedingt anmelden.

Am Sporttag hatten wir schönes Wetter und dem entsprechend heiss. Wir machten alle unsere Disziplinen. Ich war relativ schnell durch und so war noch etwas Zeit zum Ausruhen vor dem 1000er. Plötzlich kam eine Lehrerin zu mir.
„Bist du müde Raphael?“
„Nein, ich ruhe mich nur noch etwas aus vor dem 1000 Meter“, antwortete ich.
„Du machst den 100 Meter? Bist du dir sicher?“ fragte die Lehrerin ungläubig.
„Klar bin ich mir sicher… ich bin im Training schon paar mal 1000 Meter gelaufen“, war meine Antwort.

Dann ging es an den Start. Es war Mittag und die Sonne brannte. Ein bisschen nervös war ich schon. Jetzt einfach mein Tempo laufen und am Anfang nicht zu schnell rein. Nachdem mir noch etwa Fünf mal gesagt wurde, dass ich nicht laufen muss, wenn ich nicht will, standen wir am Start. Jetzt war ich heiss. 2,5 Runden auf der 400m Bahn lagen vor mir. Startkommando und los gings. Ich war natürlich sofort der letzte, aber das spielte mir keine Rolle. Ich wurde überrundet, auch das war mir egal. Ich lief eisern mein Tempo. Für mein Alter, damals war ich bald 11 Jahre alt, war ich extrem gut im einteilen. Als ich auf die Zielgerade kam, wurde ich lautstark angefeuert. Zeit das letzte aus meinem Körper herauszuholen. Ich setzte zum Schlusssprint an. Völlig erschöpft kam ich über die Ziellinie und da kamen sie schon alle. „Super Raphael,“ „Gratuliere,“ usw. Ich dachte nur, Gebt mir doch bitte erst ein zwei Minuten.

Ich glaube andere waren mehr stolz auf mich als ich selbst. Ich tat nur, das was ein richtiger Sportler eben zu machen hat, wenn Wettkampf angesagt ist. Nämlich ans Limit gehen. Dieser 1000m war für mich das erste mal, dass ich für meine sportliche Leistung richtig Anerkennung bekam. Dies bleibt jedoch für die kommenden Jahre noch eine seltene Erfahrung.

 

Zwischen Computer und Sportplatz

Seit gestern hat in meiner Sportgruppe wieder offiziell das Training begonnen. Gerade läuft es mir mit dem Laufen nicht so gut. Der Bewegungsablauf ist irgendwie anders und anstrengend. Ich muss mich wieder dauernd konzentrieren, damit ich nicht hinfalle. Für den Alltag ist das mühsam. Es ist zwar bei weitem nicht so schlimm wie vor einem Jahr, aber halt trotzdem nicht angenehm.

Mein Körper experimentiert mal wieder mit anderen Bewegungsmustern, und ich hab mal wieder nicht wirklich Ahnung was er da genau tut. Ich spüre, dass die Waden vor allem beim Treppensteigen mehr im Einsatz sind. Auch der Kniebeuger ist mehr im Einsatz, nur leider mit dem falschen Timing. Die Zusammenarbeit mit den Waden stimmt überhaupt nicht, was in einem Bewegungsablaufs Chaos endet.

Dieses Chaos heisst es in den kommenden Wochen etwas zu ordnen. Das wird wieder eine Herausforderung und ich hoffe, dass die Muskeln nicht einfach wieder in die alten Bewegungsmuster zurückfallen. Zudem Behandle ich gerade wieder einen kleinen Magnesiummangel.

Der Sport macht aktuell wenig Spass. Momentan habe ich wieder mal das Gefühl, dass ich höchstens gegen Rückschritte ankämpfen kann und Fortschritte in weiter Ferne sind. Aber das Gefühl kenne ich ja, und bis jetzt ist es immer wieder in ein neues Hoch gegangen. Also kämpfen wir wieder mal ohne grosse Motivation.

Umso schöner ist es, dass das Vefko Projekt Freude bereitet. Manchmal fühle ich mich schon richtig wie ein Businessmann. Sitzung da, Sitzung dort, es ist glaub ich seit langem wieder mal ein Projekt, dass wirklich Beteiligung von aussen hat. Dem entsprechend will es auch gemanagt werden.

Es tut gut, den Fokus etwas weg vom Sport zu haben. Nicht nur aufzustehen um zu trainieren. Versteht mich nicht falsch, die Jahre des Spitzensports waren eine tolle Sache. Aber nun ist es an der Zeit, in anderen Bereichen die grosse Leistung zu bringen. Natürlich, für die Leute da draussen bin ich immer noch der Sportler, aber für mich hat die Vefko nun Priorität.

Nichts desto trotz, die nächste Saison in der Leichtathletik ist in der Vorbereitung. Es dürfte schon spannend werden, wie ich Sport und Business unter einen Hut bringe aber bis jetzt klappt das gut. Die Abwechslung macht Spass. Bleibt noch zu hoffen, dass es mit dem Sport auch bald wieder bergauf geht. So dass ich wieder mit Freude in die Trainings kann.

Marketing, Marketing und noch mal Marketing

Gestern hat der Tag für mich wieder mal früh morgens begonnen. Schon um vier Uhr war ich vor dem Computer. Doch dies mal ging es nicht ums programmieren. Marketing war angesagt. Das Thema beschäftigt mich nun schon seit zwei tagen, und wird mich wohl auch noch ein bisschen begleiten.

Die beste Software (wobei ich jetzt nicht behaupten will, dass wir die beste Software haben) bringt nichts, wenn sie niemand kennt. Daran sind schon ganz coole Projekte gescheitert. Im Unterschied zu viele Startups, die mit viel Geld im Rücken in den Markt geballert werden, müssen wir nahezu ohne Finanzen auskommen. Das ist eine richtige Herausforderung.

Zwischen den E-Mails und Networking auf den verdächtigen Plattformen, schob ich auch noch zwei Trainings ein. Ja, ich bin wieder am Trainieren. Aktuell zwar nur mit dem Fahrrad aber es geht auch schon bald wieder mit den Lauf- und Koordinationstrainings los. Diese habe ich jetzt auch langsam wieder bitter nötig. Bei meinem Fahrrad wird langsam aber sicher eine grössere Reparatur fällig. Die Bremsbeläge der Scheibenbremsen neigen sich dem Ende zu.

Am Nachmittag ging es dann nach Chur. Es war in der ganzen Schweiz Digital Tag. Da gab es Anlässe in diversesten Städten der Schweiz. Der Event ist eigentlich eher für die Allgemeinheit ausgelegt, also kein Entwickler Event. Die Themen waren dem entsprechend auch sehr oberflächlich. Dennoch konnte ich ein paar neue Kontakte knüpfen und ein paar interessante Gespräche führen.

Auf dem Rückweg traf ich dann noch Kai. Kai ist ein Strassenmusiker unserer Region. Er spielt im Herbst und Winter immer abwechselnd in Chur und Landquart in den Bahnhofunterführungen. Normalerweise sehe ich ihn immer auf dem Weg zum Training. Kai und seine Familie ist ein spezieller Typ, der sein Leben lebt. Solche Menschen finde ich einfach cool.

Kai hat mit seiner Familie eine neue CD aufgenommen, und hat am 24. November Plattentaufe in Chur. Da er eher der Analoge Mensch ist, hab ich mir erlaubt, den Flayer für das Konzert abzufotografieren.

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Stützradkrimi – Ein Stück Normalität geht verloren

Für mich war die Welt der Sonderschulen so weit weg. „Ich bin ja nur ein bisschen Körperbehindert, in eine Sonderschule gehöre ich nicht,“ dachte ich. Doch im Hintergrund war das Thema „wie weiter mit dem kleinen Raphael“ schon längst auf der Liste. Denn in der dritten Klasse war der grosse Wechsel. In dem Schulhaus waren ja drei Klassen in einem Raum und von der Dritten aus ging es in die Mittelstufe. Die Lehrer am Schulhaus haben sich die Entscheidung bestimmt nicht leicht gemacht. Denn sozial war das Experiment Integration mehr als gelungen. Doch da die Lehrer damals keinerlei Unterstützung erwarten konnten, ging es einfach nicht mehr.

Richtig bewusst wurde mir das, als die dritte Klasse einen Schnuppertag in der oberen Etage machen durfte. Denn ich war da nicht dabei. Ich ging stattdessen mit meinen Eltern eine Schule für Körperbehinderte anschauen. Uns wurde die Schule gezeigt, die Leute waren super nett, doch ich fühlte mich nicht wohl. Überall nur Rollstühle, so weit das Auge reicht. Hier passte ich nicht hin. Da kann ich ja nicht mal Unihockey spielen… dachte ich. Die Tatsache, dass die Schule maximal ein Schulabschluss auf dem niedrigsten Regelschulniveau bot, liess meine Eltern weiter suchen.

Schlussendlich landeten wir in einer Schule für Sehbehinderte und Blinde. Na ja, für die Sehbehinderung brauchte man schon etwas Phantasie doch es reichte gerade noch für eine Aufnahme. Die Kleinen Klassen waren gut für mich. So hatte ich weniger Ablenkung und die Lehrer konnten mich schneller wieder aus den Traumwelten zurückholen. Es gab auch noch einen anderen Vorteil für mich. Ich konnte endlich auch am Turnen teilnehmen. Da war ich nämlich in der Regelschule immer suspendiert. Die Schule war in vielen Bereichen nah dran an der Regelschule. So wurde zum Beispiel mit dem offiziellen Lehrplan gearbeitet. Damals gab es auch immer wieder Leute die vom Sonnenberg in die Kantonsschule gewechselt haben. Meinen Eltern war es extrem wichtig diese Option offen zu halten. Mir war das damals übrigens auch noch wichtig, denn ich wollte eigentlich Studieren.

Dies täuscht nicht über die Enttäuschung hinweg. Die angestrebte Integration war gescheitert. Nun bin auch ich auf der Separationsschiene unterwegs. Mir war das nicht so wichtig. Für mich zählte nur, dass ich bald meine geliebte Klasse verlassen muss, und davor hatte ich Angst. Ich meine einige Kinder kannte ich da seit fast fünf Jahren, und wenn man ein 11 Jähriger Junge ist, sind fünf Jahre fast das halbe Leben! Ich wurde herausgerissen, aus einem Ort wo ich mich dazugehörig fühlte, das war bitter!

Und so war der letzte Schultag dann auch einer meiner schwärzesten Tage in der Kindheit. Ich weiss nicht wie viele Tränen an diesem Tag geflossen sind, aber es waren viele. Speziell kam noch dazu, dass ich mich nicht in meiner Freizeit einfach so mit meinen damaligen Freunden Treffen konnte. Die Distanz war zu weit dafür. Die Neue Schule konnte bei mir auch niemals den Platz des Matten Schulhauses einnehmen. Matten war ein Ort wo ich Freunde traf, Sonnenberg war halt für mich nur noch eine Schule.

Die Freundschaften des Schulhaus Mattens liefen sich schnell auseinander. Doch einige werde ich wiedersehen. An einem anderen Ort und aus einem anderen Grund. Ein Kapitel ist zu Ende und ein neues Beginnt. Die Geschichte geht weiter.

Die Saison ohne das grosse Finale

So war das eigentlich nicht geplant, aber nach dem Digital Kongress Davos war ich so kaputt, dass ich am Tag darauf nicht noch auf der Bahn stehen wollte. Die ewige steherei an Kongressen ist einfach nichts für mich. Ich muss dazu sagen, dass ich aktuell in einem Körperlichen Tief bin… alles ist anstrengend und ich laufe relativ schlecht.

Aber es gibt kein Grund zur Sorge, im Vergleich zum letzten Herbst bin ich fit. Ich habe zwar das Saison Ziel, unter 30 Sekunden zu laufen, verpasst. Das ist aber nicht so schlimm. Das kommt dann nächste Saison.

Diese Saison war eine Gute, zeigte aber auch, dass bei mir Sport nicht mehr an erster Stelle steht. Die Zeiten der unmenschlichen Trainings sind vorbei. Um die Behinderung zu besiegen braucht es keine monströsen, sondern die richtigen Trainings.

Der Anfang der Saison war bitter und brutal. Ich war in so schlechter Form, dass ich mich erst mal 2 Monate herankämpfen musste. Die Pläne der Sport of Hope Tour 2018 gab dem Ganzen noch Aufwind. Der Tourabbruch haben wohl viele als ein Low Light empfunden, mir fiel das aber nicht sonderlich schwer. Denn was viele Falsch verstanden haben, die Tour war nicht ein Hauptziel für mich. Ich hoffte halt einfach, die sonst so monotonen Trainings etwas aufzulockern, und etwas zu erleben.

Ja, ich habe einiges erlebt auf der Tour. Aber Trainingsmässig hat sie überhaupt nichts gebracht. Deshalb gab es nach zwei Wochen einen Abbruch. Dann kam der erfolgreiche Frühling mit meinem top Lauf in Thun. 4 Sekunden innerhalb von Zwei Monaten, das war Hammer. Der Sommer und das Saisonende war dann nicht mehr meinen Erwartungen entsprechend. Dafür bin ich zu einem Teil auch selber schuld.

Aktuell geniesse ich die Trainingspause bei etwas Fahrradfahren im schönen Wetter, bevor dann im November wieder die verhassten Koordinativtrainings beginnen. Zweifelsohne, Sport steht bei mir nicht mehr an erster Stelle, aber ich hab immerhin den Spass am trainieren wieder gefunden.

Ich möchte Euch noch für den Support bedanken. All die persönlichen Gespräche, das Anfeuern von den Zuschauerrängen aus und natürlich das Mittrainieren. Man sieht sich in der Hallensaison 2019. Bis dahin wünsche ich allen eine gute Saisonpause und ein guter Start in die Saison 2019!

 

Ohne Erfolg – Selber schuld!

Swiss Sport

Zum ersten mal in einer Live Übertragung eines Sport Senders 😉

Eigentlich wollte ich diese Woche mein Saisonziel erreichen. Den 100m unter 30s. Doch die tiefste Zeit lag bei 33 Sekunden. Was ist da falsch gelaufen?

Am Dienstag war ich in Riehen (BL). Der Wettkampf stand schon von Beginn an nicht unter einem guten Stern. In der Nacht vom Montag auf Dienstag hatte ich mit Magen Darm Problemen zu kämpfen, und am Dienstag Abend war ich noch nicht wieder voll auf dem Damm. Es war 35°C und ich musste aufpassen, nicht zu dehydrieren (Was auch mit den Magen Darm Problemen zusammen hing) Die 33 Sekunden die ich an diesem Meeting lief, waren noch entschuldbar.

Am Samstag stand dann Rapperswil-Jona auf dem Programm. Es war das erste Schlechtwetter Meeting in diesem Jahr. Man ist sich nässe und Kälte gar nicht mehr gewohnt. Irgendwie schaffte ich es da den lauf zu verwechseln, und ich wärmte mich eine Stunde zu früh auf. Beim Zweiten Lauf war ich für meine Verhältnisse auch viel zu früh dran. Normalerweise wärme ich nur etwa so 15 Minuten auf. Es hatte auch im Startbereich nirgends ein Plätzchen, wo man sich mal hinsetzen konnte, und der Boden war nass. Die ständige warmhalterei ist absolut nichts für mich, und so war ich beim Start schon weit über der Höchstform hinaus. Die 34.s waren für die Umstände kein schlechtes Resultat. Allerdings hätte der Lauf besser sein können.

Der Hauptfehler ist allerdings nicht am Wettkampf selbst zu suchen, sondern im Training. Denn die 30 Sekunden hätte ich in Jona vermutlich auch unter besten Bedingungen nicht unterboten. Ich habe ja im Frühling sehr ausgiebig Koordinationstraining gemacht, und konnte in Thun die ersten Früchte davon ernten. Genau dieses Training habe ich in letzter Zeit vernachlässigt, und das funktioniert einfach nicht. Wenn der Körper nicht ständig Koordinationsimpulse bekommt, fällt er in die alten Muster zurück. Ich wollte mir nur eine kleine Pause gönnen, doch das war keine gute Idee. Im Kampf gegen die Behinderung sind Pausen offenbar nicht vorgesehen!

Janu, ich habe gelernt, und werde nun erst mal trainieren. Es wird bestimmt noch mal ein Wettkampf geben, denn das Saisonziel ist noch nicht erfüllt. Zur Diskussion steht das Bettagsmeeting in Zug und natürlich das „Heimspiel“ in Chur am 30. September. Also Leute nicht vergessen, die Arbeit eines Sportlers ist nicht am Wettkampf, sondern in den Trainings. Die Trainings entscheiden zu einem grossen Teil über Erfolg oder Misserfolg.

Selber schuld! hätte ich gut trainiert, wäre die 30 letzte Woche gefallen, so darf ich nun in die Verlängerung.

Wie man das eigene Training über längere Zeit durchzieht

Es gibt viele Menschen die sich den Vorsatz nehmen, endlich mit Sport anzufangen. Die meisten merken auch, dass es ihnen eigentlich gut täte. Aber meistens dauert es nicht lange, bis die guten Vorsätze vorüber sind. Deswegen werde ich auch oft für Tips in dem Bereich gefragt. Jemand der so intensiv trainiert, muss doch wissen wie es geht!

Erst mal möchte ich klar stellen, dass sechs mal die Woche trainieren einfacher ist, als zwei mal. Im Leistungssport ist das Training einen fester Bestandteil des Lebens. Sport hat einen viel höheren Stellenwert bei mir und so stellt sich die Diskussion für mich gar nicht, ob ich trainieren gehe. Für mich ist Sport wie Arbeit, ich diskutiere nicht darüber, ich tue es einfach! All die Ausreden, die für normale Hobbysportler zählen, (schlechtes Wetter, hab schon einen Termin, keine Lust, usw.) kann ich nicht bringen. Denn Sport ist bei mir einfach zu hoch in der Prioritätenliste. Hier aber meine Tips an Freizeitsportler.

  1. Schaue, dass du feste Trainingstermine hast. Oder reserviere mindestens einen Termin fix. Nimm diesen Termin dann auch wahr, egal was für Wetter ist, oder ob du gerade Lust hast oder nicht. Wenn man das nicht macht, startet man euphorisch, nach drei Wochen lässt man das erste Training fallen, und das nimmt dann seinen Lauf. Schlussendlich „vergisst“ man den Sport und alles Training war für nichts.
  2. Trainiere in Gruppen. Alleine trainieren ist hart! Besonders bei schlechtem Wetter. Eine Gruppe macht das wesentlich einfacher. Denn man leidet gemeinsam. Zudem fällt der Gruppe auch auf, wenn du mal nicht ins Training kommst. Wenn du alleine Trainierst, stört das niemand.
  3. Setze dir Ziele, und sag sie anderen, besonders deinen Trainingskollegen. Das muss nicht der Halbmarathon sein, aber halt ein Ziel dass du erreichen willst.
  4. Starte nicht zu steil rein und mache nicht zu lange Etappen auf einmal. Vor allem bei Menschen mittleren Alters erlebe ich immer wieder, dass sie viel zu heftig einsteigen. Die Muskeln sind in der Lage relativ schnell aufzubauen. Knochen und Sehnen müssen sich aber auch den Belastungen anpassen, und brauchen dafür wesentlich länger. Wenn man zu schnell aufbaut, führt das zu einer Diskrepanz zwischen Muskeln und Sehnen/Knochen und das resultiert in schmerzhaften Entzündungen.
  5. Trainiere mindestens zwei Mal die Woche. Einmal Training bringt fast nichts, da die Muskeln in dieser Zeit wieder abbauen was sie aufgebaut haben.
  6. Manchen hilft es, ihre Leistung zu sehen. Da kann eine der zahllosen Lauf Apps oder ein Fahrrad Tachometer hilfreich sein

Ansonsten braucht es natürlich Disziplin, und da kann dir niemand helfen. Die musst Du und ganz allein DU aufbringen. Also los, worauf wartest du noch?!?

Ich glaube damals wurde der Sportler geboren

Immer wenn ich an Wettkämpfen bin fragen mich die Leute, ob ich denn von meinen Eltern speziell im Sport gefördert wurde. Das ist ja oft der Fall, doch bei mir nicht. Meine Eltern sind die non Sportler schlichthin. Meine drei Geschwister machten als Kinder und Jugendliche kein Sport. Zumindest nicht Wettkampfsmässig. Der Sportteil der Zeitung landete als erstes ins Altpapier und mein Vater witzelte gerne mal Sportler. Alles in allem ein schlechter Nährboden für ein zukünftiger Sportler.

Meine Eltern hatten mich in meinen sportlichen Vorhaben tatsächlich wenig unterstützt. Sie haben nie verstanden, was ich daran so cool finde. Wenn ich es ja noch so als schönes Hobby nebenbei betrieben hätte, aber nein, Sport wahr mehr. Schon mit Zwölf wusste ich, dass ich ganz nach oben möchte. Und ich träumte nicht nur davon, sondern ich tat auch alles, um das auch zu erreichen. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet das Körperlich behinderte Kind einer komplett unsportlichen Familie den Weg eines Leistungssportlers einschlägt?

Gesät hatten meine Eltern dies vermutlich Ende 1983 als sie sich für die Intensivtherapie nach Doman entschieden. Die Therapie ist aufgrund ihrer Intensität sehr umstritten. Mit mir (ich war damals 3 Jahre alt) wurde sieben Tage die Woche sieben Stunden am Tag gearbeitet. Doch die Therapie war extrem Fortschrittlich aufgebaut. Man predigte schon Muskelaufbau wo sonst alle noch auf schonen und eingipsten, um Fehlstellungen zu vermeiden, setzen. Die Therapie war ganzheitlich, und so zählte auch Augentraining und Intelligenztraining dazu. Ich konnte zum Beispiel schon vor meiner Einschulung lesen (und schreiben glaub auch). Die Therapie war aber auch ein knallhartes Trainingsprogramm, dass man sehr wohl mit dem Training eines Spitzensportlers vergleichen kann. Allerdings auch spielerisch aufgebaut wo es nur geht.

Ich denke aber es war nicht die Therapie an sich, die mich zum Sport gebracht hat, sondern der Fakt, dass die Therapie super zu mir passte. Ich konnte extreme Erfolge verbuchen. Von dem, der mein Leben veränderte, erzähle ich Euch heute.

Es war genau heute vor 32 Jahren. Wir Kinder planten eine „Zirkusvorstellung“ für den Abend. Das war die Idee meines grossen Bruders Urban. Als Abschlussnummer war was ganz spezielles geplant. Wir konnten es kaum erwarten, unsere Vorstellung zu halten. Nach dem Abendessen Holten wir alle in die Stube. Ich weiss noch, dass meine Eltern gerade nicht so Lust  auf „Zirkus“ hatten, aber wer kann das seinen Kids schon abschlagen 😉 Ab da habe ich Filmriss, vermutlich war das erlebte zu extrem für mich. Langer Rede, kurzer Sinn… Ich machte meine ersten frein Schritte, und das mit knapp sechs Jahren.

Von da an wusste ich wie Erfolg schmeckt und ich wusste auch, dass es sich lohnt zu kämpfen. Den Grundstein für meine sportliche Karriere haben also meine Eltern gelegt, wen auch nicht mit Absicht. Meine Eltern haben in meiner Kindheit extrem viel getan für mich. Ohne sie währe ich heute vermutlich irgendwo in einem Behindertenheim untergebracht, würde nicht sprinten nicht bloggen und wohl auch nicht programmieren. Dafür ein fettes Danke an meine Eltern und auch meine Geschwister die oft zurückstecken mussten.

Dass mich meine Eltern später so wenig im Sport unterstützt haben, kann ich ihnen nicht verübeln. Natürlich hat es mich genervt und in meiner Jugend wünschte ich mir auch manchmal einfach andere, sportbegeisterte Eltern. Aber gerade das zeigt, dass es nicht die Sportbegeisterte Familie braucht um hoch zu kommen. Ich weiss dass meine Eltern stolz auf mich sind, selbst wenn ich ein anderer Weg eingeschlagen habe als sie sich träumten.

Das optimale sportliche Umfeld habe ich mir dann später ausserhalb meiner Familie aufgebaut. Dazu kann ich dann in einem anderen Blog mal Stellung nehmen.