Stützradkrimi – Unihockey holt mich auch Trotz Stützradfahrrad wieder ein

Unbenannt

Dieses Bild zeigt mich mit meinem ersten Stützradvelo. Ein Therapierad von Haverich. Es ist ein frühes Foto, da hatte ich noch kein Tachometer am Fahrrad. Das Foto ist nicht umsonst verschwommen, ich war zügig unterwegs. Dieses blaue Gefährt war für mich ein Heiligtum, dass man mir nicht nehmen durfte. Immer wenn es das Wetter irgendwie zuliess, war ich am Fahrradfahren. Wobei… der limitierende Faktor war da nicht selten meine Mutter. „Heute ist zu schlechtes Wetter, mach was drinen“, hiess es dann oft.

Doch manchmal konnte ich mich auch durchsetzen, und durfte im Regen rumkurven. So blöd das tönt, das war für mich immer ein spezieller Moment. Nichts von rumjammern wegen schlechtem Wetter. Nein, ich kämpfte sogar dafür, dass ich im schlechten Wetter trainieren durfte.

Doch es gab da ein ernstzunehmenden Konkurrenten zum Fahrrad. Es ist die „Krankheit“ Unihockey, die damals gerade in der Schweiz grassierte. Die Sportart legte in der Schweiz einen unvergleichlichen Boom hin und genau in diesem Boom durfte ich gross werden. Ich habe zwar das Unihockey seit des Schulwechsels etwas verloren, aber ganz los gelassen hat es mich nicht.

In der 5. Klasse hatten wir einen neuen Turnlehrer. Der stand neuen Sportarten aufgeschlossener gegenüber. Da spielten wir auch ab und zu Unihockey. Es gab nur ein Problem… die Schläger die wir hatten, waren sowas von nicht zu gebrauchen. Also wünschte ich mir auf meinen Geburtstag einen Unihockeystock. Das war ein ganz einfaches Teil. Eigentlich einfach ein Kunststoffrohr mit einer Plastikkelle dran, das wars. Besser als die Stöcke der Schule war er auf jeden Fall.

Die Unihockeystunden im Turnen wurden jeweils vorher angekündigt. Voller Stolz marschierte ich dann mit dem Stock Richtung Turnhalle. Das waren für mich immer ganz spezielle Momente. Die Vorbilder von uns waren damals übrigens noch die Eishockey Spieler des EV Zug’s. Legenden dieser Zeit: Ken Yaremchuk, Misko Antisin und Dino Kessler.

Unweigerlich nahm mich der Sport immer mehr in den Beschlag. Ich liebte es einfach, die Action, das sehen wie man sich verbessert, die Leistung. Ich war stolz auf meine kräftigen Oberschenkel und stolz über jeden coolen Spielzug den ich auf dem Feld machte. Ich war halt ein Sportler.

In den Augen meinen Eltern sah es wohl etwas anders aus. Sie haben zu diesem Zeitpunkt den Sport gar nicht als Sport gesehen, sondern einfach nur als ein Hobby, dass mir Freude bereitete. Die Verbissenheit konnten meine Eltern nie so recht verstehen.

Natürlich hatte ich als Kind nicht nur Sport gemacht. Musik war ein wichtiger Bestandteil. Ich sang regelmässig Solos in unserem Schulchor und in unserem alljährlichen Theater hatte ich gar einmal die Hauptrolle. Darüber waren meine Eltern vermutlich stolzer als über mein rumgehopse auf dem Sportfeld. Musik war für mich damals auch wichtig. Nur es gibt Gründe, weshalb ich später den Sport bevorzugen sollte.

Da ich den Heimweg aus der Schule nicht alleine Bewältigen konnte, wurde ich eine Weile von Leuten aus meinem Dorf abgeholt. Eines Abends sah mich eine Frau mit dem Unihockeystock. Auf der Rückfahrt fragte sie mich erstaunt: „Spielst du Unihockey?“ Ich geriet sofort ins Schwärmen. Sie sagte mir dass ihr Sohn bei UHC Einhorn Hünenberg spielt. „Was Hünenberg hat ein Unihockey Club? Wie cool ist das denn. Seit jenem Abend wusste ich, zu diesem Club gehöre ich. Doch wie soll ich da hin kommen? Jedes andere Kind hätte seine Mutter bekniet, es doch dort anzumelden. Aber ich war behindert… was will ich mich da anmelden, das gibt bestimmt gleich eine Ablehnung. Das mit dem nicht reinpassen in die Welt der Nichtbehinderten kennen wir ja schon von der Schule. Die kommende Zeit wird nicht so einfach für mich. Weil mir die Behinderung immer wieder im Wege stand. Doch das konnte ich nicht ändern. Ich musste da durch.

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