Archiv der Kategorie: Behinderung

Wieder mal ein Bericht vom Training

In letzter Zeit hatte ich viel über die Vefko und so weiter erzählt. Doch viele fragen sich, wie es eigentlich mit dem Training läuft. Ja, ich habe es ein paar mal in den Blogs durchschimmern lassen, es gab wenig zu feiern was den Sport anbelangt. Mein Linkes Knie machte Probleme und die Laufkoordination war unterirdisch.

Doch wer mich kennt, weiss, dass ich auch nicht so schnell das Handtuch werfe. Für mich war klar, die Trainings waren falsch und so schraubte ich mal wieder ein bisschen. Die Fahrradtraining machte ich schneller aber kürzer. Lustigerweise tat nach der kürzeren aber doch deutlich intensiveren Belastung das Knie weniger weh. Durch die Höhere Intensität und die gesteigerte Kadenz wollte ich die Koordination verbessern. Das ist mir glaub schon etwas gelungen.

Eigentlich dachte ich, dass ich in der letzten Zeit mehr Rückschritte machte. Und das ist wohl auch das was man nach aussen sieht. Doch das was man sieht entspricht nicht immer der Wahrheit, und oft sind Temporäre Rückschritte sogar unumgänglich um Fortschritte zu erzielen.

Gestern machte ich mal wieder Treppentraining. Das ist eine hervorragende Möglichkeit meine Waden zu aktivieren. Ich habe meine Waden mein Leben lang kaum gebraucht. Ich machte fast alles aus den Oberschenkel. Das ist natürlich falsch, aber da aufgrund meiner CP die Waden nur schlecht ansteuerbar sind, war es wohl die effizienteste Lösung. Die Letzte Saison gelang mir die kleine Sensation, genau diese Waden deutlich besser anzusprechen. Ein bewusster Befehl (Zum Beispiel Fuss runter) dauerte am Anfang im Schnitt 3 Sekunden bis zur Ausführung. Im gestrigen Training schaffte ich nach dem Aufwärmen Reaktionszeiten von 0,5 Sekunden. Das ist schon ordentlich schnell und eine massive Verbesserung.

Das Problem an der Sache, die Ansteuerung funktioniert nur bewusst. Ins Bewegungsmuster ist das ganze noch nicht eingebaut. Möglicherweise versucht aber der Körper genau das zu machen, und provoziert damit all die Probleme die ich aktuell habe. Ich machte heute im Training nämlich eine witzige Entdeckung. Immer wenn ich die Wade anspanne, reagieren auch andere Muskeln auf den Befehl… unter anderem der Kniebieger… das kann eigentlich nur schief gehen oder?

Irgendwie sind die beiden in den Tiefen meines Bewegungsmusters gekoppelt. Warum hab ich noch nicht ganz rausbekommen. Aber diese Koppelung ist jetzt offenbar verhängnisvoll. Immer wenn mein Fuss wegdrücken will, Zieht das rechte Knie an, die Energie geht ins leere, ich sacke ein, und muss das ganze mit dem linken Bein auffangen. Irgendwie nicht verwunderlich, dass dann das linke Knie mit Schmerzen grüsst.

Ich muss also erst mal wieder alte Bewegungsmuster killen um die Neuen überhaupt anwenden zu können. Wenn die Waden allerdings wirklich im Einsatz sind, und sie sich auch nur halbwegs in den Bewegungsablauf einfügen, dürfte ich eine ganz andere Kraftübertragung auf den Boden haben. Das dürfte dann sehr spannend werden, wie sich das in der Halle über die 60m Sprint auswirkt.

Motorisch gesehen ist das alles höchst spannend, was da abgeht. Nur schon dass es möglich ist, mit 38 noch mal Änderungen an so etwas fundamentalem wie den Bewegungsmustern vorzunehmen, finde ich krass. Die Begleiterscheinungen sind unschön, doch für das Ziel „Normal gehen“ nehme ich auch temporäre Rückschritte in den Kauf. Denn dieses Ziel ist es Wert zu leiden!

Und alle die es gerade auch nicht so leicht haben, Fahne hoch, und auf in die Schlacht… denn genau wenn es nicht läuft, muss man Flagge zeigen!

Stützradkrimi – Der Sport lebt weiter

Bald war ich auch über die Enttäuschung des Schulwechsels hinweg. Ich war kein Kind der Traurigkeit, und so versuchte ich das Beste aus der Situation zu machen. Unihockey konnte ich momentan nicht spielen. Denn die Stöcke gehörten dem Schulhaus. An der neuen Schule waren die Pausen ganz anders. Keine grosse Action. Alle standen herum, und diskutierten miteinander. Es wurde auch kein Fussball gespielt. Ich wollte das ändern, und ging bis vor die Schulleitung um sie von meiner Unihockey Idee zu überzeugen. Ich meine, es brauchte ja nur ein paar Schläger, Ballen und zwei Tore. Die Schulleitung wies meine Idee ab, mit der Begründung: „Das wäre für Seebehinderte und Blinde Kinder zu gefährlich.“

In der Turnstunde genau die selbe Antwort. Ja, da gab es so was ähnliches wie Unihockey Stöcke, aber die waren gut versteckt im Lehrerzimmer. In der vierten Klasse hatte ich eine Sportlehrerin älteren Semesters, die ausserhalb von Leichtathletik und Geräteturnen wenig kannte. Es war schon eine Ausnahme, wenn wir mal ein Ballspiel machen konnten. Und eigentlich kannte sie nur ein Ballspiel. Ein Fussball, wo die Gruppen getrennt waren, und die ganze Wand bis zu einer gewissen Höhe als Tor galt. Die Mannschaften durften die Mittellinie jeweils nicht überschreiten. Gespielt wurde mit einem relativ grossen und weichen Ball. Das war aber schon ein Highlight. Die Turnstunden ohne grosse Action waren nicht so ein Ding für Jungs, aber besser als Schule war es allemal.

Was Sport anbelangte war ich schon damals sehr hart im nehmen. Mich konnte man rumscheuchen bis ich auf allen vieren kroch. Aufgeben gehörte schon damals nicht zu meinem Wortschatz. Im Sommer mussten wir manchmal ein bisschen längere Strecken laufen. „So, jetzt machen wir noch eine grosse runde“, meinte dann jeweils die Lehrerin. Und schon ging das Geklöne los. Auch wir waren phantasievoll im finden von Ausreden. Ich hätte es leicht gehabt. denn ich hätte Aussetzen können. Aber mein Kopf war immer dagegen, solche Sonderbestimmungen anzunehmen.

Gejoggt bin ich auch in meiner Freizeit. Ich hatte eine kleine Runde, vielleicht 700m die ich selbst machen durfte. Auf die Finnenbahn im Wald begleitete mich jeweils meine Mutter. Mit zügig marschieren konnte sie mir folgen. 1km Joggen schaffte ich damals schon.

Der Schulsporttag stand vor der Tür, und wir konnten auswählen welche Disziplinen wir machen wollten. Zur Auswahl stand auch der 1000m. Die meisten meiner Klasse machten einen grossen Bogen um diese harte Disziplin. Ich musste mich aber unbedingt anmelden.

Am Sporttag hatten wir schönes Wetter und dem entsprechend heiss. Wir machten alle unsere Disziplinen. Ich war relativ schnell durch und so war noch etwas Zeit zum Ausruhen vor dem 1000er. Plötzlich kam eine Lehrerin zu mir.
„Bist du müde Raphael?“
„Nein, ich ruhe mich nur noch etwas aus vor dem 1000 Meter“, antwortete ich.
„Du machst den 100 Meter? Bist du dir sicher?“ fragte die Lehrerin ungläubig.
„Klar bin ich mir sicher… ich bin im Training schon paar mal 1000 Meter gelaufen“, war meine Antwort.

Dann ging es an den Start. Es war Mittag und die Sonne brannte. Ein bisschen nervös war ich schon. Jetzt einfach mein Tempo laufen und am Anfang nicht zu schnell rein. Nachdem mir noch etwa Fünf mal gesagt wurde, dass ich nicht laufen muss, wenn ich nicht will, standen wir am Start. Jetzt war ich heiss. 2,5 Runden auf der 400m Bahn lagen vor mir. Startkommando und los gings. Ich war natürlich sofort der letzte, aber das spielte mir keine Rolle. Ich wurde überrundet, auch das war mir egal. Ich lief eisern mein Tempo. Für mein Alter, damals war ich bald 11 Jahre alt, war ich extrem gut im einteilen. Als ich auf die Zielgerade kam, wurde ich lautstark angefeuert. Zeit das letzte aus meinem Körper herauszuholen. Ich setzte zum Schlusssprint an. Völlig erschöpft kam ich über die Ziellinie und da kamen sie schon alle. „Super Raphael,“ „Gratuliere,“ usw. Ich dachte nur, Gebt mir doch bitte erst ein zwei Minuten.

Ich glaube andere waren mehr stolz auf mich als ich selbst. Ich tat nur, das was ein richtiger Sportler eben zu machen hat, wenn Wettkampf angesagt ist. Nämlich ans Limit gehen. Dieser 1000m war für mich das erste mal, dass ich für meine sportliche Leistung richtig Anerkennung bekam. Dies bleibt jedoch für die kommenden Jahre noch eine seltene Erfahrung.

 

Die Vision einer Firma

Die Idee ist schon alt und entstand vor etwas mehr als 20 Jahren. Damals war ich zur „Beruflichen Abklärung“ in einer IV Institution. Ich erschrak als ich die Leute sah, die dort drin wahren. Da tummelten sich lauter fähige Leute, die einfach auf den Abstellgleisen deponiert wurden. „Wie vielen anderen Menschen geht das auch noch so?“ fragte ich mich. Und wie viele fähige Menschen landen in einer geschützten Werkstatt und verrichten Arbeit weit unter ihrem Niveau?

Seitdem begleitet mich dieser Gedanke, und liess mich nicht mehr los. Doch da der Sport lange Zeit für mich oberste Priorität hatte, blieb der Gedanke im Hintergrund. Doch meine Beteiligung an IT Kongressen brachte sie wieder ins Bewusstsein. An gewissen Kongressen lagen die Jobangebote buchstäblich auf dem Serviertablett. Gute ITler sind dermassen gesucht, dass man sie jagt. Der Markt ist so trocken das Rekrutierer selbst vor Leuten die Inhaber einer eigenen Firma sind, nicht zurückschrecken.

Auf der anderen Seite sitzen Leute mit Potential zu Hause, werden depressiv nur weil sie irgendwann mal durch irgend ein bescheuertes Raster gefallen sind. Wir erlauben uns ganz schöne Ressourcenverschwendung und jammern gleichzeitig über Mangelnde Fachkräfte. So geht’s nicht weiter Leute!!!

So drehte mein Ideenkopf mal wieder seine Runden. Nach einigen Schlaflosen Nächten hatte ich dann auch eine Idee zusammen, die sich diskutieren liess. In meinem Blog Blog 14 – Vefko als Sprungbrett? schrieb ich das erste mal über die Idee auf meinem Blog. Marc und ich diskutierten die Ideen untereinander. Danach hatten wir ein erstes Treffen mit Profil der Stelle der ProInfirmis die sich um Berufliche Integration kümmert. Doch der Entscheidende Moment war das Digital Forum Davos. Da kriegte ich dermassen positives Feedback, dass ich das Zeitnah umsetzen musste.

Um die grobe Strategie noch mal zu erwähnen. Die Beeinträchtigten fangen erst mal bei der Vefko an. Dort können sie sich wieder langsam an das Arbeitsleben gewöhnen, Erfahrungen sammeln und ihr Können unter Beweis stellen. Danach werden sie an Partnerfirmen ausgemietet. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können sich so erst mal kennen lernen und man sieht ob die Person in das Umfeld passt. Und erst dann folgt der Transfer an die Firma. Somit kann sicher gestellt werden, dass genügend Zeit da ist, um das oft verstaubte Potential zu wecken, das oft angeknackste Selbstvertrauen zu wiederherzustellen, und die richtige Arbeitsstelle zu finden.

Ich möchte klar stellen, dass wir nicht eine der zahllosen „Och hilf den armen Behinderten“ Organisationen sein wollen. Wir sehen das eher umgekehrt. Wir Behinderten wollen der Überlasteten IT Branche ein Händchen reichen und unser Know How zur Verfügung stellen.

Auf lange Sicht, ist natürlich ein Verein die falsche Organisationsstruktur für so was. Deswegen steht mittelfristig die Gründung einer Firma im Raum. Ich Persönlich fände eine Genossenschaft ganz passend, Da könnte die Partnerfirmen sich beteiligen. Das ist allerdings noch lange nicht ausdiskutiert.

So, jetzt ist es raus! und ihr wisst, an was Raphael die letzten Wochen rumgebrütet habt. Firmen die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, melden sich bei mir. Mit etwas Glück kriegt ihr sogar ein paar Stunden von mir als Open Source Spezialist.

Anfragen könnt ihr an raphael(at)vefko.ch stellen.

Stützradkrimi – Ein Stück Normalität geht verloren

Für mich war die Welt der Sonderschulen so weit weg. „Ich bin ja nur ein bisschen Körperbehindert, in eine Sonderschule gehöre ich nicht,“ dachte ich. Doch im Hintergrund war das Thema „wie weiter mit dem kleinen Raphael“ schon längst auf der Liste. Denn in der dritten Klasse war der grosse Wechsel. In dem Schulhaus waren ja drei Klassen in einem Raum und von der Dritten aus ging es in die Mittelstufe. Die Lehrer am Schulhaus haben sich die Entscheidung bestimmt nicht leicht gemacht. Denn sozial war das Experiment Integration mehr als gelungen. Doch da die Lehrer damals keinerlei Unterstützung erwarten konnten, ging es einfach nicht mehr.

Richtig bewusst wurde mir das, als die dritte Klasse einen Schnuppertag in der oberen Etage machen durfte. Denn ich war da nicht dabei. Ich ging stattdessen mit meinen Eltern eine Schule für Körperbehinderte anschauen. Uns wurde die Schule gezeigt, die Leute waren super nett, doch ich fühlte mich nicht wohl. Überall nur Rollstühle, so weit das Auge reicht. Hier passte ich nicht hin. Da kann ich ja nicht mal Unihockey spielen… dachte ich. Die Tatsache, dass die Schule maximal ein Schulabschluss auf dem niedrigsten Regelschulniveau bot, liess meine Eltern weiter suchen.

Schlussendlich landeten wir in einer Schule für Sehbehinderte und Blinde. Na ja, für die Sehbehinderung brauchte man schon etwas Phantasie doch es reichte gerade noch für eine Aufnahme. Die Kleinen Klassen waren gut für mich. So hatte ich weniger Ablenkung und die Lehrer konnten mich schneller wieder aus den Traumwelten zurückholen. Es gab auch noch einen anderen Vorteil für mich. Ich konnte endlich auch am Turnen teilnehmen. Da war ich nämlich in der Regelschule immer suspendiert. Die Schule war in vielen Bereichen nah dran an der Regelschule. So wurde zum Beispiel mit dem offiziellen Lehrplan gearbeitet. Damals gab es auch immer wieder Leute die vom Sonnenberg in die Kantonsschule gewechselt haben. Meinen Eltern war es extrem wichtig diese Option offen zu halten. Mir war das damals übrigens auch noch wichtig, denn ich wollte eigentlich Studieren.

Dies täuscht nicht über die Enttäuschung hinweg. Die angestrebte Integration war gescheitert. Nun bin auch ich auf der Separationsschiene unterwegs. Mir war das nicht so wichtig. Für mich zählte nur, dass ich bald meine geliebte Klasse verlassen muss, und davor hatte ich Angst. Ich meine einige Kinder kannte ich da seit fast fünf Jahren, und wenn man ein 11 Jähriger Junge ist, sind fünf Jahre fast das halbe Leben! Ich wurde herausgerissen, aus einem Ort wo ich mich dazugehörig fühlte, das war bitter!

Und so war der letzte Schultag dann auch einer meiner schwärzesten Tage in der Kindheit. Ich weiss nicht wie viele Tränen an diesem Tag geflossen sind, aber es waren viele. Speziell kam noch dazu, dass ich mich nicht in meiner Freizeit einfach so mit meinen damaligen Freunden Treffen konnte. Die Distanz war zu weit dafür. Die Neue Schule konnte bei mir auch niemals den Platz des Matten Schulhauses einnehmen. Matten war ein Ort wo ich Freunde traf, Sonnenberg war halt für mich nur noch eine Schule.

Die Freundschaften des Schulhaus Mattens liefen sich schnell auseinander. Doch einige werde ich wiedersehen. An einem anderen Ort und aus einem anderen Grund. Ein Kapitel ist zu Ende und ein neues Beginnt. Die Geschichte geht weiter.

Die Saison ohne das grosse Finale

So war das eigentlich nicht geplant, aber nach dem Digital Kongress Davos war ich so kaputt, dass ich am Tag darauf nicht noch auf der Bahn stehen wollte. Die ewige steherei an Kongressen ist einfach nichts für mich. Ich muss dazu sagen, dass ich aktuell in einem Körperlichen Tief bin… alles ist anstrengend und ich laufe relativ schlecht.

Aber es gibt kein Grund zur Sorge, im Vergleich zum letzten Herbst bin ich fit. Ich habe zwar das Saison Ziel, unter 30 Sekunden zu laufen, verpasst. Das ist aber nicht so schlimm. Das kommt dann nächste Saison.

Diese Saison war eine Gute, zeigte aber auch, dass bei mir Sport nicht mehr an erster Stelle steht. Die Zeiten der unmenschlichen Trainings sind vorbei. Um die Behinderung zu besiegen braucht es keine monströsen, sondern die richtigen Trainings.

Der Anfang der Saison war bitter und brutal. Ich war in so schlechter Form, dass ich mich erst mal 2 Monate herankämpfen musste. Die Pläne der Sport of Hope Tour 2018 gab dem Ganzen noch Aufwind. Der Tourabbruch haben wohl viele als ein Low Light empfunden, mir fiel das aber nicht sonderlich schwer. Denn was viele Falsch verstanden haben, die Tour war nicht ein Hauptziel für mich. Ich hoffte halt einfach, die sonst so monotonen Trainings etwas aufzulockern, und etwas zu erleben.

Ja, ich habe einiges erlebt auf der Tour. Aber Trainingsmässig hat sie überhaupt nichts gebracht. Deshalb gab es nach zwei Wochen einen Abbruch. Dann kam der erfolgreiche Frühling mit meinem top Lauf in Thun. 4 Sekunden innerhalb von Zwei Monaten, das war Hammer. Der Sommer und das Saisonende war dann nicht mehr meinen Erwartungen entsprechend. Dafür bin ich zu einem Teil auch selber schuld.

Aktuell geniesse ich die Trainingspause bei etwas Fahrradfahren im schönen Wetter, bevor dann im November wieder die verhassten Koordinativtrainings beginnen. Zweifelsohne, Sport steht bei mir nicht mehr an erster Stelle, aber ich hab immerhin den Spass am trainieren wieder gefunden.

Ich möchte Euch noch für den Support bedanken. All die persönlichen Gespräche, das Anfeuern von den Zuschauerrängen aus und natürlich das Mittrainieren. Man sieht sich in der Hallensaison 2019. Bis dahin wünsche ich allen eine gute Saisonpause und ein guter Start in die Saison 2019!

 

Vefko Tools, warum sich die Beta verspätet

Das hier ist nur ein kleiner Informations Blog. Eigentlich plante ich vor einer Woche das Beta Release für die Vefko Tools zu machen. Doch das Ganze verspätet sich. Grund dafür ist ein traurig schönes Ereignis. Marc Disch, der das Projekt von Anfang an begleitet hat, fand einen Job! Wir freuen uns natürlich sehr für ihn, denn Reintegration ist ein wichtiger Bestandteil für uns.

Auch wenn Marc die Vefko nicht verlässt (was uns besonders freut), muss er sich natürlich momentan auf den neuen Job konzentrieren. Programmierarbeiten werden daher aktuell von mir erledigt. Dummerweise haben wir gerade noch ein Bug in einem der längsten Scripts gefunden und das bedingt ein bisschen Einarbeitung meinerseits, da der Code nicht von mir stammt.

Deswegen verzögert sich das Beta Release um eine Woche oder so. Wir wollen mit einer grundsätzlich funktionierenden Beta raus, weswegen dieser Bug noch behoben werden muss. Wir danken für die Geduld und das Verständnis.

Die Vefko bedankt sich bei Marc Disch für die geleistete Arbeit und wünscht ihm in seinem neuen Job alles gute. Natürlich halten wir Ausschau für jemand neues. Wenn du eine Beeinträchtigung hast, Etwas Erfahrung in html, css und php und Motivation solltest du mitbringen. Dann melde dich bei Raphael. Die Arbeit geschieht grundsätzlich Ehrenamtlich, Entschädigungen sind aber möglich, wenn es das Budget her gibt.

Ohne Erfolg – Selber schuld!

Swiss Sport

Zum ersten mal in einer Live Übertragung eines Sport Senders 😉

Eigentlich wollte ich diese Woche mein Saisonziel erreichen. Den 100m unter 30s. Doch die tiefste Zeit lag bei 33 Sekunden. Was ist da falsch gelaufen?

Am Dienstag war ich in Riehen (BL). Der Wettkampf stand schon von Beginn an nicht unter einem guten Stern. In der Nacht vom Montag auf Dienstag hatte ich mit Magen Darm Problemen zu kämpfen, und am Dienstag Abend war ich noch nicht wieder voll auf dem Damm. Es war 35°C und ich musste aufpassen, nicht zu dehydrieren (Was auch mit den Magen Darm Problemen zusammen hing) Die 33 Sekunden die ich an diesem Meeting lief, waren noch entschuldbar.

Am Samstag stand dann Rapperswil-Jona auf dem Programm. Es war das erste Schlechtwetter Meeting in diesem Jahr. Man ist sich nässe und Kälte gar nicht mehr gewohnt. Irgendwie schaffte ich es da den lauf zu verwechseln, und ich wärmte mich eine Stunde zu früh auf. Beim Zweiten Lauf war ich für meine Verhältnisse auch viel zu früh dran. Normalerweise wärme ich nur etwa so 15 Minuten auf. Es hatte auch im Startbereich nirgends ein Plätzchen, wo man sich mal hinsetzen konnte, und der Boden war nass. Die ständige warmhalterei ist absolut nichts für mich, und so war ich beim Start schon weit über der Höchstform hinaus. Die 34.s waren für die Umstände kein schlechtes Resultat. Allerdings hätte der Lauf besser sein können.

Der Hauptfehler ist allerdings nicht am Wettkampf selbst zu suchen, sondern im Training. Denn die 30 Sekunden hätte ich in Jona vermutlich auch unter besten Bedingungen nicht unterboten. Ich habe ja im Frühling sehr ausgiebig Koordinationstraining gemacht, und konnte in Thun die ersten Früchte davon ernten. Genau dieses Training habe ich in letzter Zeit vernachlässigt, und das funktioniert einfach nicht. Wenn der Körper nicht ständig Koordinationsimpulse bekommt, fällt er in die alten Muster zurück. Ich wollte mir nur eine kleine Pause gönnen, doch das war keine gute Idee. Im Kampf gegen die Behinderung sind Pausen offenbar nicht vorgesehen!

Janu, ich habe gelernt, und werde nun erst mal trainieren. Es wird bestimmt noch mal ein Wettkampf geben, denn das Saisonziel ist noch nicht erfüllt. Zur Diskussion steht das Bettagsmeeting in Zug und natürlich das „Heimspiel“ in Chur am 30. September. Also Leute nicht vergessen, die Arbeit eines Sportlers ist nicht am Wettkampf, sondern in den Trainings. Die Trainings entscheiden zu einem grossen Teil über Erfolg oder Misserfolg.

Selber schuld! hätte ich gut trainiert, wäre die 30 letzte Woche gefallen, so darf ich nun in die Verlängerung.

Ich glaube damals wurde der Sportler geboren

Immer wenn ich an Wettkämpfen bin fragen mich die Leute, ob ich denn von meinen Eltern speziell im Sport gefördert wurde. Das ist ja oft der Fall, doch bei mir nicht. Meine Eltern sind die non Sportler schlichthin. Meine drei Geschwister machten als Kinder und Jugendliche kein Sport. Zumindest nicht Wettkampfsmässig. Der Sportteil der Zeitung landete als erstes ins Altpapier und mein Vater witzelte gerne mal Sportler. Alles in allem ein schlechter Nährboden für ein zukünftiger Sportler.

Meine Eltern hatten mich in meinen sportlichen Vorhaben tatsächlich wenig unterstützt. Sie haben nie verstanden, was ich daran so cool finde. Wenn ich es ja noch so als schönes Hobby nebenbei betrieben hätte, aber nein, Sport wahr mehr. Schon mit Zwölf wusste ich, dass ich ganz nach oben möchte. Und ich träumte nicht nur davon, sondern ich tat auch alles, um das auch zu erreichen. Wie konnte es sein, dass ausgerechnet das Körperlich behinderte Kind einer komplett unsportlichen Familie den Weg eines Leistungssportlers einschlägt?

Gesät hatten meine Eltern dies vermutlich Ende 1983 als sie sich für die Intensivtherapie nach Doman entschieden. Die Therapie ist aufgrund ihrer Intensität sehr umstritten. Mit mir (ich war damals 3 Jahre alt) wurde sieben Tage die Woche sieben Stunden am Tag gearbeitet. Doch die Therapie war extrem Fortschrittlich aufgebaut. Man predigte schon Muskelaufbau wo sonst alle noch auf schonen und eingipsten, um Fehlstellungen zu vermeiden, setzen. Die Therapie war ganzheitlich, und so zählte auch Augentraining und Intelligenztraining dazu. Ich konnte zum Beispiel schon vor meiner Einschulung lesen (und schreiben glaub auch). Die Therapie war aber auch ein knallhartes Trainingsprogramm, dass man sehr wohl mit dem Training eines Spitzensportlers vergleichen kann. Allerdings auch spielerisch aufgebaut wo es nur geht.

Ich denke aber es war nicht die Therapie an sich, die mich zum Sport gebracht hat, sondern der Fakt, dass die Therapie super zu mir passte. Ich konnte extreme Erfolge verbuchen. Von dem, der mein Leben veränderte, erzähle ich Euch heute.

Es war genau heute vor 32 Jahren. Wir Kinder planten eine „Zirkusvorstellung“ für den Abend. Das war die Idee meines grossen Bruders Urban. Als Abschlussnummer war was ganz spezielles geplant. Wir konnten es kaum erwarten, unsere Vorstellung zu halten. Nach dem Abendessen Holten wir alle in die Stube. Ich weiss noch, dass meine Eltern gerade nicht so Lust  auf „Zirkus“ hatten, aber wer kann das seinen Kids schon abschlagen 😉 Ab da habe ich Filmriss, vermutlich war das erlebte zu extrem für mich. Langer Rede, kurzer Sinn… Ich machte meine ersten frein Schritte, und das mit knapp sechs Jahren.

Von da an wusste ich wie Erfolg schmeckt und ich wusste auch, dass es sich lohnt zu kämpfen. Den Grundstein für meine sportliche Karriere haben also meine Eltern gelegt, wen auch nicht mit Absicht. Meine Eltern haben in meiner Kindheit extrem viel getan für mich. Ohne sie währe ich heute vermutlich irgendwo in einem Behindertenheim untergebracht, würde nicht sprinten nicht bloggen und wohl auch nicht programmieren. Dafür ein fettes Danke an meine Eltern und auch meine Geschwister die oft zurückstecken mussten.

Dass mich meine Eltern später so wenig im Sport unterstützt haben, kann ich ihnen nicht verübeln. Natürlich hat es mich genervt und in meiner Jugend wünschte ich mir auch manchmal einfach andere, sportbegeisterte Eltern. Aber gerade das zeigt, dass es nicht die Sportbegeisterte Familie braucht um hoch zu kommen. Ich weiss dass meine Eltern stolz auf mich sind, selbst wenn ich ein anderer Weg eingeschlagen habe als sie sich träumten.

Das optimale sportliche Umfeld habe ich mir dann später ausserhalb meiner Familie aufgebaut. Dazu kann ich dann in einem anderen Blog mal Stellung nehmen.

Deshalb benutze ich keine Hilfsmittel

Vorweg etwas zu dem Thema. Ich weiss, dass dieses Thema kontrovers diskutiert wird. Der Folgende Artikel widerspiegelt meine Ansicht. Nur weil sie für mich richtig ist, heisst es noch lange nicht, dass es für jemand anders auch stimmen muss. Dies einfach als Anmerkung.

Immer wieder mal werde ich gefragt, warum ich eigentlich keine Hilfsmittel nutze. Leute verstehen das oft nicht, weshalb ich mit meinem schleppenden Gang keinen Gehstock oder gar einen Rollstuhl verwende.

Als erstes muss ich dazu sagen, dass mein Gehstil einiges schlimmer aussieht als er ist. Normalerweise habe ich keine Schmerzen und es ist auch keine riesen Qual. Natürlich, nach einem harten Training. bräuchte ich den Heimweg nicht mehr unbedingt, aber ich glaube da bin ich nicht der einzige. 😉 Das ganze wird also von vielen als zu dramatisch eingeschätzt.

Es ist nicht so, dass ich Hilfsmittel nicht kennen würde. Mit 13 Jahren wurde mir sogar mal ein Rollstuhl angepasst. Natürlich sind so Dingers auch durchaus cool. Doch wer laufen kann oder Laufen konnte wird bestätigen dass es niemals das gehen ersetzt. Ich weiss, Rolli Fahrer hören das ungerne, aber ein Rolli ist einfach ein Nachteil! Auch wenn sich in den letzten Jahren vieles getan hat, man stösst immer wieder auf Hindernisse. Sei es die kleine Treppe vor dem Laden oder das Kopfsteinpflaster in der Altstadt. Der schweizerische öffentliche Verkehr hat in den letzten Jahren massiv nachgebessert was Barrierefreiheit anbelangt. Die meisten Orte erreicht man heute ohne fremde Hilfe. Aber man muss dafür oft eine langsamere Verbindung in kauf nehmen. Oder man muss dann doch wieder die Umsteigehilfen buchen. Oder wer ist schon mal im Schnee mit dem Rollstuhl gefahren? Da bin ich jeweils immer ausgestiegen, und habe den Rollstuhl geschoben. 😉

So wäre der Rollstuhl für mich mehr ein Laster als eine Hilfe. Und das merkte ich relativ schnell, und so stand der Rollstuhl mehr oder weniger nur noch rum. Ich habe dann nie wieder so einen beantragt. Aktuell wüsste ich nicht mal wo hin damit. Ich wohne in einem Altbau mit einem schmalen Treppchen vor der Tür. Drinnen gibt es auch relativ hohe Schwellen. Das Ding würde nur rumstehen und als Deko brauch ich kein Rollstuhl.

Mit Krücken ist es so ähnlich. Ich habe meine Hände gerne frei um etwas zu tragen. Ich meine was zusätzlich zu einem Rucksack. Und normalerweise ist für mich das Gehen ohne Hilfsmittel einfacher als mit. Nur im Stehen wären sie mir eine Hilfe, aber da find ich meistens irgend eine Stelle, wo ich mich abstützen kann.

Ihr seht, die Hilfsmittel sind also nicht überall Hilfsmittel. Man sollte sehr genau entscheiden ob etwas Hilft oder nicht. Es gibt für mich aber noch einen anderen Grund, mich davon fern zu halten.

Ich bin ein Verfechter der Theorie, dass Hilfsmittel in vielen Fällen der körperliche Abbau und die Verschlechterung der Behinderung beschleunigen. Denn jedes Hilfsmittel nimmt Belastung, und weniger Belastung schwächt den Körper. Deswegen Trainiere ich meinen Körper lieber und mache ein zwei Trainings mehr. als mir Gedanken über Rollstuhl und Barrierefreie Wohnung zu machen. Vielleicht kommt irgendwann der Moment, wo Sport nicht mehr als alternative geht. Doch diesen Moment werde ich so lang wie möglich herauszögern.

Der beste Lauf seit fast zwei Jahren

Sorry, dass dieser Blog nicht schon vorher kommt. Der Erfolg musste sich erst mal etwas setzen. Am Mittwoch stand für mich Wettkampf an, und wie ich ja bereits in vorherigen Blogs beschrieben habe, hatte ich ein gutes Gefühl. Der Wettkampf fand am anderen Ende der Schweiz (Thun) statt. Das hiess für mich erst mal 2 3/4 Stunden Zug fahren.

Nach drei mal Umsteigen war ich dort. Auch die Anmeldung war schnell gefunden. Dann die Überraschung, ich bin gar nicht auf der Liste, obschon ich mich online angemeldet habe. Zum Glück konnte man sich nachmelden. Ich war auch nicht der Einzige, dem es so erging. Jetzt hatte ich erst mal noch etwas Zeit. Startnummer montieren, Leute Begrüssen die ich kenne und wie immer, Fragen beantworten.

Eine Viertelstunde vor dem Start war Appell. Da wird man in die Serie eingeteilt, und bekommt die Bahn zugewiesen. Da es sehr warm war, entschied ich mich für ein kurzes Warmup. Vor dem Appell nur kurz etwas koordinativ und nach dem Appell noch mal etwas aufheizen.

Wie meist war ich in der letzten Serie bei den aktiven. Serie 5. Da vergehen noch mal ein paar Minuten zum Start. Die Zeit nutzte ich, um die neuen Muskelgruppen noch mal zu stimulieren. Sie reagieren relativ schnell. Dann das übliche Startritual. „Auf eure Plätze…“ Da bin ich wieder… in der Startposition, Rechts von mir die Zuschauertribüne, hinter mir die Lautsprecher die gleich den Startschuss geben werden und 100m weiter vorne das Ziel. Den Blick auf den Boden gerichtet und voll konzentriert.

FERTIG!… PAFF(Startschuss) und ich komm im ersten Moment nicht weg. Nicht schon wieder denke ich. Ich verlor ungefähr eine halbe Sekunde. Nach einem kleinen Verstolperer in den ersten 10 Metern komme ich gut ins rennen. Ich spüre wie die neuen Muskelgruppen mitarbeiten. Über die 50m und ich hatte ordentlich tempo. über die 70m und es verkrampfte noch nichts. Nur in den letzten Meter baute ich noch etwas ab. Über die Ziellinie und dieses mal musste ich anschliessend auch die Bremse einlegen.

Geiler Lauf dachte ich für mich. Kurze Zeit später das Resultat 31.74 Saisonbestzeit. 4 sec schneller als vor zwei Monaten. Zum Ersten mal fällt nun auch die Zeit, und bestätigt, was ich seit zwei Wochen vermute. Und das beste, ich weiss, da ist noch jede Menge Luft nach oben. Denn die Kadenz war noch tief und die neuen Muskelgruppen sind noch weit von einer guten Koordination entfernt.

Vermutlich können sich nur wenige vorstellen, was dieser Lauf für mich bedeutet. Es ist nicht einfach nur eine Zeit, sondern eine Bestätigung dass mein Plan aufgeht. Für dieses Erlebnis habe ich jetzt über ein halbes Jahr gekämpft, gelitten und gezweifelt. Nun weiss ich, das ich auf dem richtigen Weg bin.

Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, was das für eine Motivation für mich gibt. Ich beginne immer mehr dran zu glauben, dass die Cerebral Parese eben doch besiegbar ist. Wenn das so weiter geht, dürfte meine PB nicht mehr lange überleben, aber ich bin realistisch genug, dass nach den Höhenflug auch wieder mal Tiefs kommen. Nur mit dem Erfolg im Gepäck, ist es leichter da durchzukommen.

Ich möchte diese Gelegenheit noch mal nutzen, um all denen zu danken, die mich zum Comeback 2018 bewegt haben. All die jenen, die mich anfeuern. oder mir direkt Zuspruch geben. Alle die mein Blog lesen und alle sonstigen Fans. Das ist für mich sehr wichtig.

Nächste Woche bin ich wieder am Start, dann in Notwil. Mal sehen ob dann schon eine hohe 20er Zeit laufen kann.