Behinderung Akzeptieren lernen

Heute möchte ich über ein Thema schreiben, was viele Menschen betrifft, und von vielen als „nicht ganz einfach“ bezeichnet wird. Als Selbstbetroffener kann ich hier aus erster Hand berichten.

Die Akzeptans einer Krankheit/Beeinträchtigung ist elementar für die soziale Integration. Denn wenn man sich selbst nicht annimmt wie man ist, wird man sich immer als ein Störfaktor empfinden. Deswegen ist das Thema so wichtig. Und nein, der Prozess zur akteptanz ist nicht schön. Deswegen machen vielleicht viele einen grossen Bogen darum. Der durchgemachte Prozess habe ich aber als Befreiung empfunden..

Als erstes möchte ich eines klar stellen. Akzeptanz bedeutet nicht, dass ich vor meinen Schwierigkeiten kapituliere. Es bedeutet nur, dass ich die aktuelle Situation angenommen habe. Ich finde es wichtig, dass man seine Schwächen immer wieder herausfordert. Nur so kommt man weiter! Aber es ist ein Unterschied, ob man eine Schwäche herausfordert weil man sie nicht akzeptiert hat oder weil man an ihr arbeiten will.

Zeichen, dass man an einer Krankheit/Behinderung noch zu knappern hat

Der erste Schritt ist mal zu erkennen, dass man überhaupt ein Akzeptanzproblem hat. Das ist nämlich vielen Menschen gar nicht bewusst. Hier sind ein paar Punkte aufgelistet die mögliche Konflikte zeigen:

  • Du weisst wenig bis fast gar nichts über deine Beeinträchtigung, und es graut dir auch davor mehr in Erfahrung zu bringen
  • Du versteckst deine Beeinträchtigung so gut es nur geht. Auch vor guten Freunden. Besonders bei unsichtbaren Beeinträchtigungen ist das oft der Fall.
  • Bei sichtbaren Beeinträchtigungen ist es oft so, dass neue Kontakte vermieden werden.
  • Wenn dir Leute nachschauen (vor allem sichtbare Beeinträchtigungen) empfindest du das als Diskriminierend
  • Du weichst direkten Fragen zu deiner Behinderung aus.
  • Du fühlst dich unter Nichtbehinderten ausgeschlossen und ausgegrenzt.

Schritt eins: Die Auseinandersetzung

Als erstes kommt die Auseinandersetzung mit der Krankheit/Behinderung. Was ist es genau, welche Prognosen gibt es, im Allgemeinen wie auch für mich. Wobei man sich von Prognosen nicht entmutigen lassen soll. Denn sie stellen immer nur ein Durchschnittswert dar. Man sollte sich aber schon auch mit den unschönen Tatsachen auseinandersetzen. Als ich vor vielen Jahren Krebs hatte, setzte ich mich auch mit dem Thema Tod auseinander. Selbst wenn ich im innersten immer wusste, dass ich überleben werde. Bei meiner Behinderung war dieser Prozess schon in der Kindheit. und verlief auch in mehreren Schüben. Das erste mal so mit 5 – 7, dann mit 12 – 13 und dann noch mal mit 19 – 21. Wobei es beim Letzten eher darum ging, was sich daraus für Chancen und Lebensaufgaben ergeben.

Zur Auseinandersetzung gehört auch dazu, dass man Fachpersonen ausfragt, Bücher liest, und auch Leute mit ähnlichen Beeiträchtigungen trifft. Vor allem letzteres hilft ungemein, da man sich dann nicht mehr alleine fühlt, und man spezifische Themen besprechen kann, wo nicht Betroffene einfach nicht mitreden können.

Wichtig ist auch, sich eine Antwort zurecht zu legen, wenn man gefragt wird, was man hat.

Schritt zwei: Ich bin anders, aber nicht schlechter!

Eine Krankheit/Beeinträchtigung zu haben heisst immer auch, dass man anders ist. Und nein, ich halte nichts von dem Spruch „Wir sind doch alle ein bisschen Beeinträchtigt.“ Klar haben wir alle unser Päckchen zu tragen. Aber die Grösse dieses Päckchen macht eben doch einen Unterschied. Durch meine körperliche Behinderung sind mir eine ganze Reihe von Berufen verwehrt. Dachdecker zum Beispiel könnte ich aufgrund meines Gleichgewichts nie machen. Und nein, Chancengleichheit gibt es hier nicht! Das ist alles Augenwischerei. Wir sind anders! Dafür entwickeln die meisten Beeinträchtigten auch kompensative Fähigkeiten. Sachen in denen sie Nichtbehinderten überlegen sind. Unsere Welt funktioniert nur, weil wir alle in unterschiedlichen Bereichen unsere Begabungen haben. Und einer der Gründe, weshalb unsere Welt momentan nicht sonderlich gut Funktioniert, ist das hinterherrennen irgendwelcher Gesellschaftsidealen. Die Welt braucht Unikate,heute und nicht erst morgen!!! Wenn wir beeinträchtigten versuchen im breiten Strom der Gesellschaft mitzuschwimmen, dann werden wir scheitern. Wir müssen eine Sonderrolle einnehmen, aber bitte bitte eine positive!

Schritt 3: Stärken herauskristallisieren und fördern

Das ist tatsächlich die langwierigste aber auch wichtigste Aufgabe. Und verlasse dich nicht darauf, dass da Behinderteninstitutionen behilflich sind. Es ist wichtig, hier seinen eigenen Weg zu gehen. Hier hilft es auf Leute zu hören, die in einem nicht die Behinderte Person sehen. Vor allem wenn mehrere Leute unabhängig von einander von einer Stärke sprechen, ist da meist viel wares dran.

Es kann sinnvoll sein, sich für diese Aufgabe einen Mentor oder Mentorin zu suchen. Das ist meist eine Person mit mehr Erfahrung als man selbst. Die durchaus auch ein besschen Vorbild sein kann. Passende Mentoren zu finden ist zwar nicht so einfach, aber man soll sich auch nicht scheuen, Personen anzufragen. Auch wenn das meist unentgeltliche Arbeit ist. Mentor sein ist auch was schönes.

Sei auch Mutig. Eine Beeinträchtigung erschwert zwar einiges, verunmöglichen tut sie aber nur wenig. Plane so, dass du an allfällige Rückschläge denkst, aber schränke dich nicht im voraus ein. Das ist eine hohe Schule

Der Weg lohnt sich!

Du kannst ein Lebenlang die Traurigkeit, dass du nicht so ein einfaches Leben hast, unterdrücken, und allem was dich darauf aufmerksam macht ausweichen, oder un sparst dir die Energie des „unter drückens“ und verarbeitest es. Du bist nicht allein, der diesen Weg gehen muss. Ich wünsche dir viel Kraft und vor allem Freude beim finden deiner Stärken

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